In einem am Freitag im Berliner "Tagesspiegel" veröffentlichten Appell heißt es, "wir möchten an diesem Tag an den Mut und die visionäre Kraft unserer Eltern, Urgroß- und Großeltern, Onkel und Tanten erinnern und hoffen, dass nationale Alleingänge nicht das geeinte, starke, friedliche Europa gefährden, das sie für sich, uns und unsere Kinder erhofft hatten".
Der europäische Staatenverbund stehe heute vor einer Zerreißprobe. Die Grundsätze von Humanität, Solidarität und Gerechtigkeit, die in der Aufklärung und durch die Erfahrungen zweier Weltkriege erarbeitet wurden, schienen immer weniger wert zu sein. Statt gemeinsam an den Herausforderungen der Zukunft zu arbeiten, zögen sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger zurück, während Populisten mehr und mehr Zulauf erhielten, Politiker verbal aufrüsteten und auf Abschottung setzten.
"Das ist nicht das Vermächtnis, das die Männer und Frauen des 20. Juli, aus der Arbeiterbewegung, der Roten Kapelle und weiterer Widerstandskreise im Sinn hatten", heißt es in der Botschaft der Familienangehörigen. Es erfordere Mut und Zivilcourage, um Recht, Freiheit und Demokratie zu verteidigen, aber auch Menschlichkeit und Zusammenhalt. "In den vergangenen Jahrzehnten ist Europa zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, die auf Rechtsstaatlichkeit, freiheitliches Denken und Handeln, Toleranz, Respekt und die Achtung der Menschenwürde baut. Diese Errungenschaft sollten wir nicht sorglos aufs Spiel setzen."
Am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat einer Gruppe um den Wehrmachtsoffizier Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Adolf Hitler. Er und vier Mitverschwörer wurden noch in der Nacht hingerichtet, weitere 140 Mitwisser traf es in den folgenden Tagen. Bundesregierung und das Land Berlin erinnern am Freitag mit einer Gedenkstunde in der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand an das Attentat.