Auch Bauers Widerstand gegen ein Fortwirken des Personals und der Ideologie des NS-Regimes habe wesentlich dazu beigetragen, "dass aus dieser Republik der demokratische Rechtsstaat wurde, der er heute ist", sagte Steinmeier. Die juristische Aufarbeitung des NS-Unrechts, die Bauer verlangt habe, sei kein Versuch gewesen, die Vergangenheit mit den Mitteln des Strafrechts zu entsorgen, sagte Steinmeier. Es sei ihm vielmehr darum gegangen, "die Deutschen zu immunisieren, sie vor einem erneuten Rückfall in die Barbarei zu schützen".
In der Aufklärung habe für Bauer der Sinn der Auschwitz-Prozesse gelegen, "in der unumgänglichen Erkenntnis, dass Anpassung an einen Unrechtsstaat Unrecht ist", hob Steinmeier hervor. Den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, habe für den hessischen Generalstaatsanwalt bedeutet, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür zu sorgen, dass sich dergleichen nicht wiederholt. "Fritz Bauer war kein Nazijäger und kein Rachegott, er war ein Aufklärer und ein Verfassungspatriot", der seiner Zeit weit voraus gewesen sei, sagte der Bundespräsident.
Steinmeier erinnerte auch an den "streitbaren Geist" des Juristen mit jüdischen Wurzeln. Dieser streitbare Geist, "der sich gegen das Wiederaufkeimen von Nationalismus und Menschenverachtung wendet", sei auch heute wieder gefordert. Steinmeier: "Demokratie verlangt Wachheit. Und sie erlaubt keinen Rückzug, sie will Einmischung, um ihretwillen, nicht um der Empörung willen. Diese Haltung hätte Fritz Bauer sich von uns gewünscht - nein, er hätte sie erwartet!"