Die sozialen Medien haben aus Sicht des evangelischen Oberkirchenrates und Ethik-Experten Ralph Charbonnier das Kommunikationsverhalten der Menschen verändert.
Charbonnier warnte jedoch vor Schwarz-Weiß-Malerei. Als im Mittelalter der Buchdruck erfunden worden sei, habe es auch "Shitstorms" gegeben durch gedruckte Bilder. "Wir müssen die jeweiligen Medien kulturell einfangen, dass wir damit gut leben können", betonte der Theologe. Ein wichtiges Kriterium sei dabei die Selbstbestimmung des Menschen. Charbonnier begrüßte es, dass es auch an Hochschulen inzwischen eine breite Diskussion über die ethischen Aspekte in der Entwicklung der Informationstechnologie gebe.
Der Theologe ist als Oberkirchenrat bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zuständig für Sozial- und Gesellschaftspolitik. Er sprach bei einer Diskussionsrunde der hannoverschen Landeskirche auf der Cebit zum Thema "Digitales und Ethik - Wo bleibt der Mensch in dem ganzen Digitalen?" Der Kommunikationswissenschaftler Christoph Klimmt zeigte sich im Blick auf die digitale Zukunft optimistisch. Zwar hätten sich in der digitalen Welt die Medien und die Kommunikation verändert: "Aber weder die Bedürfnis- noch die Charakterstrukturen der Menschen haben sich geändert."
Der Medienjournalist Jonas Bedford-Strohm vom Bayerischen Rundfunk sagte, dass sich der analoge Alltag und die digitale Welt in vielen Dingen ähnelten. Wenn ihn am Morgen die Bäckerin freundlich begrüße und ihn frage, ob er wieder so viele Brötchen kaufen wolle wie beim letzten Mal, so habe sie erstens sein Gesicht und zweitens seinen letzten Einkauf gespeichert. "Aber wenn das digital passiert, rufen alle plötzlich 'Ethik Ethik Ethik'!"