Im Vergleich zu den Vorjahren sei der Verlauf der Al-Kuds-Demonstration weitestgehend unauffällig gewesen. Lediglich eine Flagge der radikalschiitischen Hisbollah wurde beschlagnahmt. Am Rande kam es immer wieder zu Wortgefechten zwischen Israel-Unterstützern und -Gegnern. In den vergangenen Jahren war es wiederholt zu antisemitischen Zwischenfällen gekommen.
"Al Kuds" ist die arabische Bezeichnung für Jerusalem. Der Al-Kuds-Tag wurde 1979 vom iranischen Revolutionsführer Ayatollah Khomeini ausgerufen und soll den arabischen Anspruch auf ganz Jerusalem untermauern. Zum Al-Kuds-Tag versammeln sich traditionellerweise in Berlin unter anderen Hamas- und Hisbollah-Sympathisanten, Neonazis und Anhänger von Verschwörungstheorien. Er findet in der Regel am Ende des Ramadans statt.
Palästina-Flaggen und Apartheid-Vorwurf
Die Al-Kuds-Demonstration war gekennzeichnet von vielen Palästina-Flaggen. Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Kinder. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde nach polizeilicher Auflage auf arabische Ansprachen und Slogans verzichtet. Auf Plakaten wurde auf deutsch oder englisch Israel sein baldiges Ende vorhergesagt und vorgeworfen, ein Apartheid-Regime zu sein. Unter Anspielung auf die NS-Verbrechen und mit Blick auf die Situation in den von Israel kontrollierten Gebieten skandierten Demonstranten "Nie wieder".
Gegendemonstranten forderten unterdessen ein Ende des Judenhasses und die Befreiung des Gaza-Streifens von der Hamas-Herrschaft. Der frühere Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck, forderte bei einer Kundgebung die Islamverbände in Deutschland auf, sich klar gegen den Al-Kuds-Tag zu positionieren. Es gehe darum, nicht nur demokratische Spielregeln zu akzeptieren, sondern sie auch aktiv zu verteidigen, sagte Beck.
Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung für Verbot
Die Demonstration stand unter dem Motto "Gemeinsam gegen Antisemitismus, Islamismus und Homophobie - Solidarität mit Israel und der iranischen Demokratiebewegung!". Teilnehmer trugen Israel-Flaggen und Plakate mit Slogans gegen Antisemitismus und für ein friedliches Zusammenleben der Religionen. Die Deutsch-Israelische Gesellschaft und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatten sich zuvor für ein Verbot der umstrittenen Al-Kuds-Demonstration ausgesprochen.