Der Papst habe vielmehr angesichts der Uneinigkeit der deutschen katholischen Bischöfe in dieser Frage die Entscheidungsgewalt an sich gezogen, sagte der evangelische Theologe am Mittwoch in Speyer. Statt in der Ökumene zu bremsen, habe der Papst die Vatikanbehörden gebeten, auf dem Weg zur tieferen Einheit der Kirche weiter voranzuschreiten. Als Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen (UEK) hatte Schad mit einer Delegation des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes vom 2. bis 5. Juni den Vatikan zu Gesprächen zur Zukunft der Ökumene besucht. Dabei empfing auch Papst Franziskus die Delegation zu einer Privataudienz.
Bei der Frage der Eigenverantwortung der Ortskirchen habe der Papst allerdings eine Wendung vollzogen, sagte Schad mit Blick auf ein am Dienstag bekanntgewordenes Vatikanschreiben. Darin wird überraschend die von den deutschen katholischen Bischöfen mehrheitlich beschlossene Handreichung zur Öffnung der Kommunion für protestantische Ehepartner abgelehnt.
Grund dafür sei der Streit der Bischöfe in der Eucharistiefrage, die auch die katholische Kirche als Weltkirche betreffe, sagte Schad. Voraussetzung für die Eigenverantwortung der Ortskirchen sei nach päpstlicher Überzeugung die Einmütigkeit der jeweiligen nationalen Bischofskonferenz. Um diesen "Geist der bischöflichen Kollegialität" in der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sei der Papst, der die Ökumene fördere, allerdings besorgt, sagte Schad.
Die evangelischen Kirchen würden in ihrem Streben nach kirchlicher Einheit nicht nachlassen, machte Schad deutlich. "Die Ökumene ist unumkehrbar", sagte er. Die katholischen Bischöfe, die protestantische Ehepartner zur Eucharistie zulassen wollten, hätten "einen Ball ins Rollen gebracht", der eine ökumenische Dynamik in der Weltkirche auslösen könne. Nach katholischem Verständnis sei die konfessionsverbindende Ehe ein Sakrament, das auch die gemeinsame Eucharistie verlange, merkte Schad an.