Kollegah und Farid Bang waren am Donnerstag in Berlin für ihr Album "Jung, brutal, gut aussehend 3" in der Kategorie "Album des Jahres" ausgezeichnet worden. Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song "0815": "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen".
Der Bundesverband Musikindustrie und die Jury hätten bei ihrer Entscheidung das historische Erbe Deutschlands völlig ausgeblendet, kritisierte Schuster. "Dass die Verantwortlichen der Musikindustrie für solche Texte unter dem Deckmantel der Kunst- und Meinungsfreiheit einen Freifahrtschein erteilen, ist ein Skandal."
Der Bundesverband Musikindustrie hatte nach einem kritischen Bericht der "Bild"-Zeitung über den Text den siebenköpfigen Echo-Ethikbeirat eingeschaltet, der sich gegen einen Ausschluss entschieden hatte. Der Ethikbeirat hatte die Nominierung der beiden Künstler als einen "absoluten Grenzfall zwischen Meinungs- und Kunstfreiheit und anderen elementaren Grundrechten" verteidigt.
Die Nominierung der beiden Rapper hatten auch Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz verurteilt. Für besondere Empörung sorgte, dass der Tag der Echo-Preisverleihung mit dem Gedenktag an den jüdischen Aufstand im Warschauer Ghetto im Jahr 1943 zusammenfiel. Er ist auch der jährlich stattfindende Holocaust-Gedenktag in Israel.
Kritik kam auch vom neuen Antisemitismus-Beauftragte Felix Klein. Die antisemitische Songzeilen seien "inakzeptabel". "Solche Zeilen verletzen nicht nur Holocaustüberlebende, sondern auch ihre Familien", schrieb Klein in einem Gastkommentar für die "Bild"-Zeitung am Freitag.
Auch die Linguistin und Antisemitismus-Expertin Monika Schwarz-Friesel zeigte sich empört über die Auszeichnung: Dass Kollegah und Farid Bang tatsächlich den Preis erhalten hätten, sei nicht nur eine Geschmack- und Gefühllosigkeit ohne Gleichen, sondern setze ein klares Zeichen der Verharmlosung von Antisemitismus, sagte sie dem epd am Freitag.