"Ich stelle mein Haus zur Verfügung und bewege mich damit ausdrücklich in der Tradition des Kirchenasyls", sagte der 68-jährige pensionierte Pfarrer der reformierten Kirchengemeinde Schüttorf bei Nordhorn an der Grenze zu den Niederlanden am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Er übernehme dafür allein die Verantwortung und habe nicht erst einen Kirchenrat mit der Sache befassen wollen, betonte ter Horst. Das Angebot habe er in der Grafschaft Bentheim bereits in der vergangenen Woche bekanntmacht und viel Beifall dafür erhalten.
Der Pfarrer, der noch immer ehrenamtlich aktiv ist, will damit nach eigenen Angaben symbolisch seine Solidarität mit Puigdemont bekunden. Dabei stehe er dessen Ziel, der Abspaltung Kataloniens von Spanien, durchaus skeptisch gegenüber. Der Katalane sei aber aus seiner Sicht ein politischer Häftling. "Das ist eine Schande für Deutschland. Ich schäme mich dafür." Noch schlimmer wäre es, wenn er tatsächlich ausgerechnet von Deutschland ausgeliefert würde, sagte ter Horst. In Belgien, Finnland und der Schweiz sei Puigdemont unbehelligt geblieben.
Puigdemont war nach der Absetzung seiner katalanischen Autonomie-Regierung durch die spanische Regierung geflohen und hatte sich in mehreren europäischen Staaten aufgehalten.
Ter Horst betonte, er sehe es als seine christliche Pflicht an, Flagge zu zeigen. Ein ähnliches Zeichen habe er auch von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und deren Ratsvorsitzendem Heinrich Bedford-Strohm erwartet. "Er hätte das in seiner Osterbotschaft tun können." Stattdessen habe der leitende Theologe an Martin Luther King erinnert. "Das ist einfach", kritisierte der Schüttorfer Pastor.
Beifall hat ter Horst nach seinen Worten nicht nur aus der Gemeinde, sondern auch von der Schauspielerin Nina Hagen erhalten. Sie habe ihn angerufen und Unterstützung zugesagt. Hagen ist Mitglied der Schüttorfer Gemeinde. Ter Horst hatte sie 2009 getauft, nachdem sie durch sein jahrelanges friedenspolitisches Engagement und seine Unterstützung für Kriegsdienstverweigerer auf ihn aufmerksam geworden war.
Er gehe im Übrigen nicht davon aus, dass Puigdemont sein Angebot tatsächlich annehme, sagte der Pastor. Er werde wohl kaum aus dem Gefängnis fliehen. Mit einer Reaktion des Katalanen in einigen Tage rechne er aber durchaus.