Martin Mosebach: Vorbild Koptische Kirche

 Buch "Die 21 - Eine Reise ins Land der koptischen Märtyrer"
Foto: epd-bild/Hagen Schnauss/Rowohlt Verlag
Der Autor Martin Mosebach hatte im vergangenen Jahr in Ägypten die Familien der 21 koptischen Männer besucht, die zwei Jahre zuvor von IS-Terroristen in Libyen ermordet worden waren und schrieb darüber das Buch "Die 21 - Eine Reise ins Land der koptischen Märtyrer".
Martin Mosebach: Vorbild Koptische Kirche
Der Schriftsteller Martin Mosebach sieht in der koptischen Kirche in Ägypten urchristliche Strukturen und ein Vorbild für das westliche Christentum. Die von islamistischen Extremisten bedrohte koptische Kirche zeige, "auf welche Weise eine zur Minorität gewordene Kirche unter einer gleichgültig bis feindselig gewordenen Majorität überleben kann", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das müsste eigentlich die Neugier westlicher Christen wecken."

Der Frankfurter Autor hatte im vergangenen Jahr in Ägypten die Familien der 21 koptischen Männer besucht, die zwei Jahre zuvor von IS-Terroristen in Libyen ermordet worden waren. Er schildert diese Begegnungen in dem Ende Februar erschienenen Buch "Die 21 - Eine Reise ins Land der koptischen Märtyrer".

"Die 21 - Eine Reise ins Land der koptischen Märtyrer"
Katholische und evangelische Kirchen sollten die Situation der Kopten studieren, um zu sehen, "wie der sakramentale und mystische Glauben der jungen Kirche wirklich aussah", sagte Mosebach: "Vergessen wir nicht: die junge Kirche wird stets Maßstab für jedwede Entwicklung des Christentums sein - bei den Kopten kann man einmal sehen, was das bedeutet." Sonst müsse die frühchristliche Glaubenshaltung wissenschaftlich rekonstruiert werden, "wobei die Wissenschaft meist den Intentionen des Zeitgeists dient".

Die koptischen Christen seien eine große Gemeinschaft. "Anders als offiziell verbreitet stellen sie etwa ein Viertel der ägyptischen Bevölkerung dar", sagte der Essayist und Roman-Schriftsteller. Dass sie nicht die gleichen Rechte wie Muslime genössen und unter "pogromartigen Angriffen" zu leiden hätten, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine starke und selbstbewusste Kirche handle, die sehr gut organisiert sei. Ihre Bischöfe hätten eine große Autorität und nutzten diese dazu, Konflikte nicht anzuheizen und die Lage nicht noch gefährlicher zu machen.



Der Begriff des Märtyrertums spielt laut Mosebach bei den Kopten eine zentrale Rolle. Die Familien der IS-Opfer hätten eine Haltung gezeigt, die "in unseren Breiten wohl kaum zu finden wäre: Stolz auf die getöteten Brüder, Söhne und Ehemänner, Dankbarkeit für ihre Standhaftigkeit, das Fehlen eines Rufens nach Rache und Vergeltung oder auch nur Gerechtigkeit". Die armen koptischen Bauern begriffen das Martyrium als "Krönung eines christlichen Lebens", sagte Mosebach. Die Toten stünden für die Familie in der unmittelbaren Nachfolge Christi.

Die europäischen Christen hätten sich, so der Katholik Mosebach, weit von dem ursprünglichen Bild der Märtyrer entfernt. Es sei eher negativ besetzt oder löse Verlegenheit aus. "Das ist nicht ungefährlich für das zeitgenössische Christentum, denn die frühen Märtyrer sind die ersten Zeugen des Evangeliums", betonte der Autor. In der Bibel stehe nichts anderes als der Glaube der Märtyrer.