Der Lebensmittel-Handel in Deutschland muss nach Ansicht von TransFair bei Südfrüchten stärker auf nachhaltige Produktion in den Anbauländern achten. Die billigen Preise für Früchte wie Bananen, Ananas und Mangos hätten teure Folgen für Mensch und Umwelt in den Herkunftsländern, sagte der Vorstandsvorsitzende der Siegelinitiative TransFair Deutschland, Dieter Overath, am Donnerstag in Berlin auf der Lebensmittelmesse "Fruit Logistica". Der Preisdruck entlang der Lieferkette führe zu schlechter sozialer Absicherung, niedrigen Einkommen und Umweltverschmutzung.
Zugleich forderte Overath die neue Bundesregierung auf, für bessere Rahmenbedingungen beim Import fair gehandelter Waren zu sorgen. So komme etwa ein reduzierter Mehrwertsteuersatz als politisches Lenkungsinstrument infrage, betonte Overath, ohne einen genauen Steuersatz zu nennen. "Man kann nicht immer über Migrationsprobleme reden ohne an die Ursachen heranzugehen", sagte der TransFair-Chef und verwies damit auch auf die Folgen unfairer Handelsbeziehungen.
Overath betonte, insbesondere die sozialen Folgekosten seien beim fairen Handel deutlich geringer. Darunter sind die sozialen Auswirkungen zu verstehen wie etwa Unterbezahlung, Überstunden, mangelnde soziale Absicherung und Kinderarbeit. Dennoch müssten auch dort Löhne und Einkommen weiter steigen. Ohne fairen Handel seien nachhaltige Lieferketten und ein "Handel auf Augenhöhe" nicht zu erreichen.
Laut einer Studie der Organisationen True Price und Truecost entstehen pro Kiste konventionell angebauter Bananen (18,14 kg) Folgekosten von durchschnittlich rund 5,40 Euro in den Anbauländern. "Die sozialen Auswirkungen des Preisdrucks entlang der Lieferkette sind Unterbezahlung, Mängel bei der Arbeitssicherheit und beim Gesundheitsschutz", erläuterte Silvia Campos von Fairtrade International. Bei Fairtrade lägen die externen Kosten derzeit noch bei 2,90 Euro pro Kiste.
Fairtrade schneide besser ab, weil weniger Kosten ausgelagert würden, so Campos weiter. Die Initiative schreibe zum Beispiel Mindestlöhne und die Einhaltung der UN-Kernarbeitsnormen vor. Zudem werde bei der Produktion in Qualität und Produktivität investiert. Dies helfe, die Erträge zu steigern und den Verbrauch von Wasser und Düngemitteln zu reduzieren.
Der faire Handel führe zu stabilen Mindestpreisen und sorge für Planungssicherheit, betonte Marike de Pena, Vorstand des lateinamerikanischen Fairtrade-Produzentennetzwerks CLAC: "Die zusätzliche Fairtrade-Prämie fließt in Projekte für besseres Abfall- und Wassermanagement, Methoden, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, und Grundbedarfe wie Bildung und Gesundheitsvorsorge."
Als positiv bewertete Overath, dass in Deutschland im vergangenen Jahr inzwischen 70 Prozent der Bio-Bananen aus fairem Handel stammten. Dies sei ein Plus von 20 Prozent gegenüber 2016. Allerdings könnten nicht alle Bauern auf Bio umstellen. "Wir brauchen deshalb nicht nur die gute Biobanane, sondern die bessere konventionelle Banane, und die sollte das Fairtrade-Siegel tragen", betonte Overath.
Bei einigen Supermarktketten in den Niederlanden gebe es bereits ausschließlich Fairtrade-Bananen, hieß es: "Wenn wir auch in Zukunft Bananen essen wollen, müssen wir bereit sein, einen Preis für die Südfrucht zu zahlen, der nachhaltigen Anbau ermöglicht."