Ein Gespräch mit Muslimen sollte nach Ansicht der rheinischen Oberkirchenrätin Barbara Rudolph für Christen nicht automatisch das Ziel haben, zum christlichen Glauben zu bekehren. "Es kann, es darf zu einer Konversion führen, aber in der Regel ist das Gespräch mit Muslimen eines, das nicht zwingend darauf hinausführt", sagte die Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Düsseldorf. Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland will in der nächsten Woche in Bad Neuenahr eine theologische Positionsbestimmung zum christlich-muslimischen Dialog vornehmen.
Eine Vorlage zum Thema wirbt für eine wertschätzende und respektvolle Haltung gegenüber "dem religiös Anderen und seinem Glauben". Rudolph verteidigte das Papier gegen Kritik, diese Position sei zu zurückhaltend. "Wir halten das gerade für ausgesprochen offensiv", sagte die Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene im Landeskirchenamt: "Wir stellen uns der Herausforderung, dass wir die plurale, religiöse Vielfalt in unserer Gesellschaft ernst nehmen."
Gespräche mit Vertretern von Moscheegemeinden in der Vorbereitung von Stadtteilfesten zielten nicht auf Bekehrung, sagte Rudolph. Sie hätten aber zum Ziel, zu erklären und genau zu sagen, "warum wir als Christinnen und Christen uns in diesem Stadtteil mit welcher Intention engagieren". Das gehe "nicht ohne Christuszeugnis", betonte die Theologin.
Die anstehende Synodendebatte solle "die Erfahrungen, die Gemeindeglieder seit 30 Jahren in der Begegnung mit Muslimen gemacht haben, theologisch reflektieren", erläuterte die Oberkirchenrätin. Es gehe darum, den knapp 700 rheinischen Kirchengemeinden eine theologische Orientierung an die Hand zu geben. Die rheinische Kirche mit knapp 2,6 Millionen Protestanten ist die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland.
"Es gibt Kirchengemeinden, die haben quasi überhaupt keine Berührung mit dem Islam", sagte Rudolph. Diese Gemeinden seien oft besonders zurückhaltend. "Und es gibt Kirchengemeinden wie in Duisburg, Köln, Solingen oder Essen, die intensive und lange Beziehungen haben." Dort stelle sich dann etwa die Frage, wie Muslime an einem ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt eines Stadteilfestes beteiligt werden können. Andere konkrete Fragen seien beispielsweise: "Wie ist das in den Grundschulen, wenn ein Weihnachtsgottesdienst gefeiert wird? Wie ist das, wenn eine Christin einen Muslim heiratet?"