Die deutsche Übersetzung sei seit Martin Luther dieselbe, sie sei präzise und tief, sagte der Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). "Falsch ist nur die Behauptung, die Übersetzung sei falsch." Söding riet Christen, an der vom Papst kritisierten Formulierung der Bitte "Und führe uns nicht in Versuchung" festzuhalten. "Sie sollen beten, was sie immer gebetet haben", sagte der katholische Theologe, der in der Reformkommission zur Neufassung der Einheitsübersetzung der Bibel mitgearbeitet hat. Zuvor hatte bereits die EKD die gängige Übersetzung des Vaterunsers verteidigt, wie sie in der Luther-Bibel 2017 enthalten ist.
Papst Franziskus hatte im italienischen Fernsehen Kritik an dem deutschen Gebetstext geäußert. Er vertrat laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung die Auffassung, nur Satan führe in Versuchung. Es sei "nicht Gott, der den Menschen in die Versuchung stürzt, um dann zuzusehen, wie er fällt". Der Papst soll die verbindliche Umformulierung begrüßt haben, die die französische Kirche unlängst vorgenommen habe. In jeder französischen Messe auf der ganzen Welt werde nun gebetet: "Und lass uns nicht in Versuchung geraten". Das Vaterunser gilt als erstes Gebet der Christen. Es wird weltweit gesprochen und liegt in zahlreichen Übersetzungen vor.