"Der Staat kann sich nicht damit abfinden, dass es schwerste Verbrechen gibt, die unaufgeklärt bleiben", sagte Biwer der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Samstag). Deutschlandweit gebe es zurzeit mehrere Tausend unaufgeklärte Mordfälle. Dazu komme eine ähnliche hohe Zahl von vermissten Personen. "Wenn wir das hinnehmen, akzeptieren wir, dass der Staat als nicht handlungsfähig erscheint, als schwach."
Für die Angehörigen sei es eine unerträgliche Situation, wenn die Fälle offenblieben. "Für das Weiterleben und die psychische Verarbeitung ist es sehr wichtig zu wissen, was passiert ist", betonte Biwer. Wenn Polizei und Staatsanwaltschaft aber vermittelten, dass sie nicht mehr tun könnten, sei das für die Angehörigen dramatisch.
Als beispielhaft nannte Biwer das Hamburger Landeskriminalamt mit seiner sogenannten Cold-Case-Einheit. Vier spezialisierte Ermittler kümmerten sich ausschließlich und mit neuesten Methoden um ungeklärte Fälle. Dabei spielten die Angehörigen eine große Rolle. Die Ermittler seien immer für sie ansprechbar und hielten sie auf dem Laufenden. "Das macht sie aus unserer Sicht zum Vorbild dafür, wie sich wirksame Strafverfolgung und die sensible Einbindung von Angehörigen vereinen lassen."
Zu den Aufgaben des 1976 von Eduard Zimmermann gegründeten "Weißen Rings" in Mainz zählt neben direkter Hilfe für Kriminalitätsopfer und deren Angehörige auch das öffentliche Eintreten für deren Belange.
"Weißer Ring" fordert mehr Einsatz für ungeklärte Mordfälle
"Weißer Ring" fordert mehr Einsatz für ungeklärte Mordfälle
Die Bundesgeschäftsführerin der Opferorganisation "Weißer Ring", Bianca Biwer, hat die Ermittlungsbehörden der Bundesländer aufgefordert, ungeklärte Kriminalfälle stärker in den Fokus zu nehmen.