Der Dichter wurde nur 26 Jahre alt und erlebte mit 20 Jahren als Panzergrenadier der Deutschen Wehrmacht das kriegerische Grauen an der Ostfront. In seinem Werk finden sich Zeilen wie diese: "Man wird tierisch. Das macht die eisenhaltige Luft. Aber das faltige Herz fühlt sich manchmal noch lyrisch." Weil der Dichter die Sinnhaftigkeit des Krieges in Frage stellt, komme er vor ein Militärgericht, wird Kriegsgegner mit Widerstandsgeist, so Rink laut seinem Hörfunkmanuskript. Der Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr geht dann auf die öffentliche Debatte ein, bei der Soldaten und Soldatinnen 2017 wiederholt mit der nicht abgeschlossenen Vergangenheit und die Tradition der Bundeswehr konfrontiert worden seien. Nötiges Hinsehen sei lange Zeit unterblieben.
Der Trost des Volkstrauertages lässt sich prägnant in den biblischen Satz fassen. "Die Wahrheit wird euch freimachen", so Rink weiter. Gott richte, aber er richte nicht hin. So könne eine ganze Nation Grautöne und Schuld in der Geschichte begreifen, wenn sie sich an Gottes Güte erinnern lasse.
Der Militärbischof lobt Soldatinnen und Soldaten, die Verantwortung übernehmen, wenn "die Politik nicht mehr weiter weiß". Sie handelten auf Parlamentsbeschluss und träten in vielen Ländern der Erde für Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Menschenrechte ein. "Wir halten uns nicht heraus, wo es gilt Fehlentwicklungen zu entgegnen", sagt er in seiner Ansprache zum Volkstrauertag. Wolfgang Borchert starb am 20. November 1947 im Alter von 26 Jahren.
Der Deutschlandfunk Kultur strahlt den Beitrag am Sonntag, 19. November 2017 um 7.05 Uhr in der Sendung "Feiertag" aus.