Konzerne wie VW, Daimler und Samsung müssen nach Auffassung von Amnesty International entschieden gegen Kinderarbeit in der Lieferkette der Akku-Produktion vorgehen. Elektronikfirmen und Autobauer, die Kobalt aus dem Kongo beziehen, vernachlässigten ihre Sorgfaltspflichten beim Schutz der Menschenrechte, kritisierte die Menschenrechtsorganisation in Berlin.
BMW erklärte dem Evangelischen Pressedienst (epd), bereits strenge Standards anzulegen, aber jedes Restrisiko bei Umwelt und Menschenrechten ausschließen zu wollen: "Kinderarbeit geht gar nicht." Von VW und Daimler waren zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.
Der Verbraucher werde im Dunkeln gelassen
"Amnesty International und African Resources Watch haben vor gut zwei Jahren nachgewiesen, dass schon Kinder ab sieben Jahren ihr Leben und ihre Gesundheit im Kleinbergbau von Kobalt im Kongo riskieren - und dass globale Konzerne davon profitiert haben", sagte Mathias John, Experte für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland.
Die Menschenrechtsorganisation beklagte nun in einem aktuellen Bericht, dass es 29 untersuchten Unternehmen immer noch an Transparenz und dem Willen fehle, die Produktionswege und Herkunft der benötigten Rohstoffe ausreichend zu prüfen. Der Verbraucher werde im Dunkeln gelassen. Die Kobalt-Nachfrage wächst durch den steigenden Bedarf an effizienten Energiespeichern in Elektroautos, Smartphones und für erneuerbare Energien.
Für den Bericht "Time to recharge" hat Amnesty Unternehmen wie Microsoft, Apple, Samsung, VW, Daimler und BMW geprüft. Keiner dieser Konzern komme seiner Pflicht zur Offenlegung der Lieferkette nach und unterbinde mögliche Menschenrechtsverletzungen, lautet das Fazit. Die Autobranche zeigt dem Bericht zufolge besondere Defizite. BMW habe sich zwar in einigen Aspekten verbessert und schneide unter den Autoherstellern als bester ab, zeige jedoch weiterhin deutliche Mängel. Volkswagen und Daimler attestierten die Amnesty-Experten erhebliche Mängel.
BMW-Sprecher Kai Zöbelein erklärte: "Wir gehen davon aus, dass wir keine Kinderarbeit in unseren Produkten drin haben." Den Lieferanten sei dies sehr deutlich gemacht worden. Zudem beziehe BMW Kobalt nicht aus Kleinminen, in den häufig Kinder eingesetzt würden. Allerdings könne es zu einer Vermischung kommen. "Wir wollen auch das Restrisiko ausschließen", sagte Zöbelein. Das gelte für die Umwelt wie für die Menschenrechte. Deshalb wolle BMW nicht nur wie bisher die Lieferanten, sondern auch die Kobalt-Schmelzen veröffentlichen und erwäge ein Projekt im Kongo, das allerdings noch nicht näher bezeichnet werden könne.
Anfang 2016 hatte Amnesty die Weltkonzerne erstmals mit den Missständen in den Kobalt-Minen der Demokratischen Republik Kongo konfrontiert, aus denen mehr als die Hälfte des globalen Kobaltbedarfs gedeckt wird. Damals wurde die Zahl arbeitender Kinder in den Minen im Kongo auf bis zu 40.000 geschätzt.
"Heute müssen wir feststellen, dass Unternehmen wie Apple, Samsung oder auch BMW die Kontrollen der Kobalt-Lieferketten zwar verbessert haben, aber noch weit davon entfernt sind, lückenlos zu prüfen", sagte John. "Es mangelt bei allen Unternehmen an Transparenz. Deshalb besteht die Gefahr, dass der Käufer eines Smartphones, Laptops oder E-Autos unwissentlich Kinderarbeit fördert", erklärte John.
An die neue Bundesregierung richtete John den Appell, die Einhaltung von Sorgfaltspflichten bei Menschenrechten verbindlich vorzuschreiben. Freiwilligkeit genüge nicht. Die Firmen werden ermahnt, sich an die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte und die Leitsätze für Minerale der OECD (Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit) zu halten.