Diese "Resonanzkrise" dürfe man sich durch die "schönen großen Veranstaltungen" im zu Ende gehenden Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum nicht schönreden, sagte Schorlemmer am Freitag im "Morgenmagazin" des ZDF. "Wir müssen den Menschen mehr klar machen, was wir zu sagen haben."
Der evangelische Theologe, der in der DDR-Bürgerbewegung aktiv war, sieht Veränderungsbedarf an drei Punkten: Die Kirche brauche eine Verkündigung, die die Menschen anspricht. Vonnöten sei zudem eine Gemeinschaft, in der man sich wohlfühlt. Und es bedürfe einer Antwort auf die Frage, welchen Dienst die Kirche in einer Zeit habe, in der der Frieden und die Schöpfung bedroht seien und Millionen Menschen hungerten.
Memorandum: "Reformation in der Krise - Wider die Selbsttäuschung"
Schorlemmer hat zusammen mit dem langjährigen Leipziger Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff ein Memorandum mit dem Titel "Reformation in der Krise - Wider die Selbsttäuschung" veröffentlicht. Darin heißt es, dass es im Jubiläumsjahr versäumt worden sei, die "Krise der Kirche in der säkularen Gesellschaft offen anzusprechen" und neue Visionen zu entwickeln.
Mit dem Reformationstag am Dienstag endet das Festjahr zu 500 Jahren Reformation, das am 31. Oktober 2016 eröffnet worden war. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.
Am bundesweit einmalig arbeitsfreien Reformationstag finden bundesweit Gottesdienste und Jubiläumsfeiern statt. Der zentrale Festgottesdienst beginnt am Nachmittag in Wittenberg, für den Anschluss ist ein Festakt geplant, bei dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprechen wird.