Mit der Ehrenpromotion würdige die evangelisch-theologische Fakultät Gaucks Lebensleistung in Kirche, Zivilgesellschaft, Politik und höchsten Staatsämtern, erklärte die Universität Münster am Donnerstag. In all diesen Funktionen habe der Staatsmann und Theologe nach Überzeugung der Fakultät den Gehalt des christlichen Glaubens mit dem Begriff der Freiheit zur Sprache gebracht. Die Ehrenpromotion soll am 11. Dezember bei einem Festakt verliehen werden.
"In beispielhafter Weise auf der Schnittstelle von Protestantismus und Politik agiert"
Gauck habe "in beispielhafter Weise auf der Schnittstelle von Protestantismus und Politik agiert und dabei wissenschaftlich relevante Impulse für die weitere Bearbeitung dieses Themengebietes gegeben", begründete die Fakultät die Entscheidung. Die Hauptthemen seiner öffentlichen Reden im höchsten Staatsamt seien nicht nur durch die historischen Erfahrungen der Deutschen im 20. Jahrhundert geprägt, sondern gleichzeitig theologisch fundiert. Zudem werde die lebendige Wirksamkeit des protestantischen Geistes durch Gaucks Lebensleistung und durch seine politische Urteilskraft mit ihrer Vision von einer engagierten Bürgergesellschaft glaubwürdig verkörpert.
Der in Rostock geborene Gauck, der bis März dieses Jahres Bundespräsident war, arbeitete in der früheren DDR zwischen 1965 und 1990 als Pastor der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg. 1989 war er Mitbegründer der kirchlichen und politischen Protestbewegung in Mecklenburg. Im März 1989 wurde Gauck für das "Neue Forum" Abgeordneter der ersten frei gewählten DDR-Volkskammer. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wurde Joachim Gauck "Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR" bis zum Jahr 2000.