Steinmeier reist nach Moskau

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist nach Moskau und trifft dort, wie schon 2016 als damaliger Bundesaußenminister,  u.a. mit Putin zusammen.
Foto: dpa/Pool
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist nach Moskau und trifft dort, wie schon 2016 als damaliger Bundesaußenminister, u.a. mit Putin zusammen.
Steinmeier reist nach Moskau
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist am Mittwoch nach Russland. Anlass seiner Reise ist die Rückgabe der Moskauer Kathedrale St. Peter und Paul an die evangelische Kirche in Russland.

Steinmeier wird bei seiner gut eintägigen Reise auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin, den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und Vertreter der Menschenrechtsorganisation Memorial treffen. Es ist der erste Besuch eines deutschen Bundespräsidenten in Russland seit 2010.

Die Kirche St. Peter und Paul wurde 1938 enteignet und in der Sowjetzeit als Diafilm-Fabrik genutzt. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde die nicht mehr nutzbare Kirche schrittweise restauriert und 2008 auch wieder der lutherischen Gemeinde zur Nutzung übergeben. Die Eigentumsrechte für die Kirche und Nebengebäude erhält die Evangelisch-Lutherische Kirche Russlands (ELKR), zu der insgesamt rund 19.000 registrierte, erwachsene Mitglieder zählen, aber erst in diesen Tagen zurück.

"Ballett zu religiöser Musik ist in Russland völlig fremd."

Wegen der seit der Krim-Annexion abgekühlten Beziehungen zwischen Russland und Europa ist Steinmeiers Besuch in Moskau alles andere als Normalität. Die Reise ist als Arbeits-, nicht als Staatsbesuch mit großem Protokoll eingestuft. Steinmeier legte vor der Reise den Fokus auf den Besuch in der evangelischen Kirche. Als Außenminister hatte er sich für die Rückgabe der Kathedrale eingesetzt. Dass das nun geschieht, sei nicht nur Anlass, sondern auch Voraussetzung für die Reise, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Begleitet wird der Bundespräsident auf seiner Reise vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm.

Am Mittwochabend will Steinmeier außerdem eine Aufführung von Johann Sebastian Bachs "Matthäus-Passion" durch das Hamburger Ballett besuchen. Laut Intendant und Chefchoreograf John Neumeier ist auch dies eine Besonderheit in Russland. "Ballett zu religiöser Musik ist in Russland völlig fremd", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch die "Matthäus-Passion" sei dort weitgehend unbekannt.

Evangelisch-lutherische Kirche in Russland

Die evangelisch-lutherische Kirche ist neben der orthodoxen Mehrheitskirche eine konfessionelle Minderheit in Russland. Ihre Gemeinden haben oftmals deutsche oder baltische Wurzeln. Zu Zeiten der Sowjetunion wurden evangelische Kirchen enteignet und zweckentfremdet. An diesem Mittwoch gibt die russische Regierung die Moskauer Kathedrale St. Peter und Paul an die evangelisch-lutherische Gemeinde zurück. Die Rückgabe erfolgt mit großer Symbolik. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist aus diesem Anlass in die russische Hauptstadt - in Zeiten deutlich angespannter Beziehungen zwischen Moskau und Europa.

Die lutherischen Kirchen haben im heutigen Staatsgebiet Russlands rund 19.000 registrierte, erwachsene Mitglieder. Zum Vergleich: Die kleinste deutsche Landeskirche, die evangelische Kirche in Anhalt, hat allein knapp 34.000 Mitglieder.

ELKR, ELKER, ELKUSFO und ELKRAS

Unter dem Dach der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands (ELKR) sind zwei Kirchen zusammengefasst: die Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland (ELKER) mit rund 170 registrierten Gemeinden und Gemeindegruppen sowie die Evangelisch-Lutherische Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten (ELKUSFO) mit 65 staatlich registrierten Gemeinden.

Erzbischof der ELKR und zugleich Bischof der ELKER ist der 34-Jährige Russlanddeutsche Dietrich Brauer. Die Kirchen in Russland gehören mit weiteren Kirchen in Georgien, Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan und der Ukraine zum Bund der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland und anderen Staaten (ELKRAS). Die ELKRAS mit insgesamt rund 24.000 Mitgliedern ist als übergeordnetes Organ Mitglied im Lutherischen Weltbund, der internationalen Gemeinschaft lutherischer Kirchen.