Christen, die ihrem verfassungsgemäßen Recht entsprechend ihren Glauben ausüben, würden verhaftet, bei Verhören misshandelt oder im Gefängnis gefoltert. Sie würden zudem bedroht, über all das zu schweigen. Die Verurteilten seien zum Teil bereits in Haft, andere auf Kaution noch frei.
Die Bundesregierung und Deutschland als Wirtschaftspartner hätten großen Einfluss auf den Iran und die iranische Staatsführung. Dieser Einfluss sollte zeitnah genutzt werden, um die Lage der verfolgten Christen in dem Land zu verbessern, sagte Ado Greve von Open Doors dem epd. Der iranische Präsident Hassan Rohani habe bei seiner ersten Amtseinführung "mehr Freiheiten für religiöse Minderheiten" in Aussicht gestellt. Doch das Gegenteil sei der Fall, fügte Greve hinzu.
Fast alle der verurteilten Christen seien Konvertiten aus dem Islam, hieß es. Diese Tatsache sollten sich Entscheider des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge genau ansehen, "die in nicht wenigen Fällen iranische Flüchtlinge in Deutschland - ebenfalls Konvertiten aus dem Islam - zurück in ihr Herkunftsland abschieben wollen und kommentieren, dort drohe ihnen keine Gefahr", so das Hilfswerk.
"Systematische Unterdrückung und Zerschlagung"
Vor allem das Schicksal des iranischen Pastors Youcef Nadarkhani hatte in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt. Wegen Übertritts zum Christentum hatte dem Pastor einer evangelikalen Freikirche im Iran 2010 die Hinrichtung gedroht. Das hatte eine internationale Protestwelle ausgelöst. 2012 konnte Nadarkhani die Haftanstalt verlassen, war aber den Angaben zufolge zwischenzeitlich immer wieder inhaftiert und drangsaliert worden. Im Sommer dieses Jahres wurde er zu zehn Jahren Gefängnis und anschließenden zwei weiteren Jahren Verbannung verurteilt. Bislang war er nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen gegen Kaution frei, sein Schicksal ist zurzeit aber unklar.
Das 1955 gegründete christliche Hilfswerk Open Doors beklagte eine systematische Unterdrückung und Zerschlagung der Hauskirchen im Iran. Die Verfolgung der Christen in dem Land gehe von der Regierung aus, weniger stark von streng konservativen religiösen Gruppierungen. Ziel des Regimes sei die Zerschlagung der christlichen Gemeinden. Die Anklage gegen einzelne Christen laute unter anderem auf "Gefährdung der nationalen Sicherheit" sowie "Organisation von Hauskirchen".
Open Doors versteht sich als Hilfswerk, das verfolgte, bedrängte und diskriminierte Christen auf der ganzen Welt unterstützt. Die spendenfinanzierte Organisation ist nach eigenen Angaben in fast 80 Ländern aktiv. Der deutsche Zweig ist als Verein organisiert und wird vor allem von Freikirchen unterstützt.