Die schreckliche Tat zeige einmal mehr "die ganze Menschenverachtung und geistige Leere des Terrorismus", schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Kondolenzbrief an den spanischen König Felipe VI.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von "tieftraurigen Stunden" und betonte zugleich, der Terrorismus dürfe nicht von der westlichen Art zu leben abhalten. So sollte beispielsweise der Wahlkampf fortgesetzt werden, auch wenn die Flaggen in Deutschland auf Halbmast wehten.
Wahlkampf wird nicht ausgesetzt
Die CDU-Chefin nahm selbst bei einem Wahlkampftermin Stellung zu dem Anschlag. Nach ihren Worten hätten die Parteien sich verständigt, den Wahlkampf nicht auszusetzen, sondern als "Feier der Demokratie", was Terroristen nicht verstünden, fortzusetzen. Allerdings sollte dabei unmittelbar nach dem Anschlag auf laute Musik verzichtet werden. Zudem waren Gedenkminuten geplant.
Auch Steinmeier betonte, der Terror werde "unsere offene Gesellschaft nicht zerstören können". Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen auf die auch besonders bei Touristen beliebte Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona wurden am Donnerstagabend mindestens 13 Menschen getötet und etwa 100 weitere verletzt. Nach einem zweiten Anschlag im Küstenort Cambrils starb eine Frau im Krankenhaus.
13 Deutsche unter den teilweise schwer Verletzten
Das Auswärtige Amt bestätigte, dass unter den teilweise schwer Verletzten in Barcelona auch 13 Deutsche sind. Dazu gehören nach Auskunft ihres Pfarrers drei Mädchen einer evangelischen Kirchengemeinde in Oberhausen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. Ob auch unter den Toten deutsche Staatsangehörige sind, war zunächst nicht klar.
Der Anschlag in Barcelona rief in Deutschland Erinnerungen an das Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Berlin im Dezember wach. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (CDU) gehörte am Freitag zu den ersten, die ihr Mitgefühl bekundeten. Beim Berliner Anschlag waren zwölf Menschen ums Leben gekommen, als ein Attentäter ebenfalls einen Lkw absichtlich in die Menschenmenge steuerte.
Kurschus: Parallelen zu früheren Gewalttaten in Paris, Berlin, London und Charlottesville
In der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die damals zum Anlaufpunkt für Trauernde und erschütterte Bürger wurde, gedachte die Gemeinde am Freitag ebenfalls der Opfer von Barcelona. "Nach der Tat in Barcelona ähnlich wie nach Berlin oder den Anschlägen in Frankreich und Großbritannien ist es aber auch wichtig zu zeigen, wir wollen uns nicht in unserer eigenen Freiheit und Lebensweise einengen lassen", sagte Pfarrer Martin Germer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Angst und Hassreaktionen sollten nicht über das Leben bestimmen. "Man darf nicht der terroristischen Logik folgen, die genau das erreichen will", warnte er. Auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, fühlte sich an den Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz erinnert. Ineiner Pressemitteilung schrieb er: "Berlin ist damals ruhig und besonnen geblieben, geeint in Trauer und der Ablehnung von Gewalt über alle Religionsgrenzen hinweg. Dies hoffe ich auch für Barcelona. Meine Gedanken und Gebete aber sind bei denen, die getötet, als Opfer verletzt wurden, die Angehörige verloren haben und bei denen, die noch in den Krankenhäusern liegen."
Die Spitzenvertreter der Kirchen reagierten mit Fassungslosigkeit und Trauer. Papst Franziskus bete für die Opfer des Anschlages von Barcelona, erklärte Vatikansprecher Greg Burke bereits am Donnerstagabend. Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, zog Parallelen zu früheren Gewalttaten in Paris, Berlin, London und bei den Ausschreitungen bei einer Demonstration von Rechtsextremen im US-amerikanischen Charlottesville. "Aus dem gleichen Ungeist abgründiger Menschenverachtung und mit der gleichen Methode blindwütiger Gewalt wurde gemordet", erklärte die westfälische Präses.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte, schon wieder seien unschuldige Menschen Opfer geworden. "Die Staatengemeinschaft muss jetzt weiter intensiv darüber nachdenken, wie mit dieser Form des Terrors umgegangen werden kann", forderte er.
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums stehen auch deutsche Sicherheitsbehörden eng im Kontakt zu den spanischen Behörden in dem Bemühen, die Tat aufzuklären. Bislang gebe es aber keinen Deutschlandbezug, sagte ein Sprecher. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte am Donnerstagabend erklärt, erneut habe der Terror "seine hässliche Fratze gezeigt".