Das Betriebsgeheimnis des Kirchentags sei "die Bereitschaft, etwas zu bewegen in dieser Gesellschaft und für die Kirche, und sich selbst zu bewegen, Bewegung zu sein", schreibt Ueberschär rückblickend in einem Sonderheft des Magazins "Der Kirchentag". Dabei hätten sich die Beteiligten seit der Gründung des protestantischen Laientreffens im Jahr 1949 immer "als Suchende, nie als Angekommene und Belehrende" verstanden.
Für die kommenden Kirchentage wünsche sie sich, "dass der Kirchentag in der Mitte der Gesellschaft bleibt und nicht in einer Kirchennische verschwindet", sagte Ueberschär, die von 2006 bis zum Kirchentag 2017 als Generalsekretärin die Geschicke der protestantischen Großveranstaltung leitete, in ihren Abschiedsinterview im selben Magazin. Die Veranstaltung müsse darum ringen, dass christliche Positionen ein Teil von Deutschland bleiben.
Gelungen ist das nach Einschätzung der Theologin im bisherigen Verlauf des Reformationsjubiläumsjahres 2017, in dem der Kirchentag in Berlin und Wittenberg Ende Mai eine der großen Veranstaltungen war. Der "enorme Aufwand", besonders in Mitteldeutschland, "hat sich auf jeden Fall gelohnt", sagte sie und hob hervor: "Wir haben die Reformation und die Kirche in der Gesellschaft wieder zum Thema gemacht."
Zum 1. Juli hat die 49 Jahre alte evangelische Theologin in den Vorstand der den Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung gewechselt. Neue Geschäftsführerin des Kirchentags ist die promovierte Pfarrerin Julia Helmke.
Ueberschär erinnert in ihrem Rückblick an die Wurzeln des Deutschen Evangelischen Kirchentags im "Christustag" des pommerschen Pietismus. Diese Glaubensbewegung habe dem Kirchentag "zwei Gene mitgegeben", die ihn bis heute prägten, schreibt Ueberschär: "Die letzte Skepsis gegenüber der amtskirchlichen Hierarchie und die Hochschätzung der Laien, die es eigentlich nicht gibt." Als Gründer des Kirchentags gilt der 1891 in Ostpreußen geborene Reinold von Thadden.