Die Ideen und Entdeckungen von Martin Luther (1483-1546), Christoph Kolumbus (um 1451-1506) und Nikolaus Kopernikus (1473-1543) haben die bis dahin bekannte Welt zu Beginn des 16. Jahrhunderts durcheinandergebracht. Die Veränderungen in der Zeit zwischen 1500 und 1600 stellt eine große Sonderausstellung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg zum Reformationsjubiläum ins Zentrum. Man gehe das Thema von einem "mentalitätsgeschichtlichen Ansatz" an, sagte Kurator Thomas Eser am Dienstag bei der Vorstellung der Schau.
Anhand von Karten, Globen, Schriften und Gemälden wird die hohe Veränderungsbereitschaft der Epoche gezeigt. Das überlieferte Wissen werde zunehmend hinterfragt, erklärte Eser. Wissenschaftler entdeckten mit dem nun erfundenen Fernrohr einen neuen Kosmos und blickten per Autopsie in das Innerste von Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Sonderschau wirft dabei auch immer wieder einen amüsierten Blick darauf, wie sich der damalige Europäer Azteken oder Kannibalen vorstellte.
Dem gegenüber steht aber auch eine Verunsicherung der Menschen. Martin Luther selbst und viele seiner Zeitgenossen waren überzeugt, sie würden bald den Jüngsten Tag erleben, erklärte Mitkuratorin Stephanie Armer. Der Himmel schickte ihnen immer wieder endzeitliche Zeichen per Blitzhagel oder Nordlicht, wie Flugschriften aus dieser Zeit belegen. Zu den Umbrüchen der Zeit kam schließlich von 1560 bis etwa 1630 die "Kleine Eiszeit".
Die Ausstellung konnte das Germanische Nationalmuseum zu einem großen Teil mit Exponaten aus dem eigenen Bestand bestücken, unter anderem mit Holzschnitten und Schriften Luthers. Aber auch Leihgaben aus Uppsala, Como, Rotterdam, dem Domkapitel von Sevilla oder den Vatikanischen Museen sind zu sehen. Erstmals hat das Museum an das Ende einer Ausstellung den Gegenwartsbezug gesetzt. Mit einer App und anderen modernen Medien sollen Besucher feststellen, welcher Veränderungstyp sie selbst sind.