Der Vorsitzende der Unionsfraktion Volker Kauder würdigte Altbundeskanzler Kohl als großen Europäer und deutschen Patrioten. Patriot zu sein bedeute in heutiger Zeit, Europäer zu sein, sagte Kauder. Die "vielleicht größte Vision" Kohls und seiner Generation sei ein Europa ohne Grenzen und in Frieden. Diese Leistung einer ganzen Generation gelte es zu bewahren: "Wir verneigen uns vor dem großen Lebenswerk Helmut Kohls".
Erzbischof Heiner Koch sagte, mit dem Gedenkgottesdienst werde ein Zeichen der Verbundenheit und des Glaubens gesetzt. Das ehemals geteilte Erzbistum Berlin wisse, was es dem Europäer und Katholiken Kohl zu verdanken habe. Prälat Karl Jüsten, der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, ging in seiner Predigt auf den Glauben des Katholiken Kohl ein. Er habe ihm in schwierigen Entscheidungssituationen den Mut zum Handeln gegeben. Mit Blick auf die zerstrittene Familie Kohl wünschte er den Angehörigen Versöhnung und Frieden.
Die Totenmesse war von der Unionsfraktion initiiert worden. Damit sollte dem Wunsch vieler Abgeordneter entsprochen werden, auch in der Bundeshauptstadt im Rahmen einer kirchlichen Feier Kohls zu gedenken. Für den CDU-Politiker, der von 1982 bis 1998 Bundeskanzler war und die deutsche Einheit vorantrieb, wird es am Samstag erstmals einen europäischen Trauerakt im Europäischen Parlament Straßburg geben. Anschließend soll der Leichnam in Speyer beigesetzt werden. Kohl war am 16. Juni im Alter von 87 Jahren in seiner Geburtsstadt Ludwigshafen gestorben.