Der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis schlug in seiner Rede in Berlin den Bogen von den vertriebenen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Opfern heutiger Verfolgung. "Wir wünschen uns, dass sich die Geschichte nicht wiederholt", sagte er. Die Realität sei aber eine andere. Die derzeitige Migration stelle die internationale Gemeinschaft vor große Herausforderungen, die nur gemeistert werden könnten, "wenn wir zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben", sagte er.
Er bedauere, dass die Diskussion um Flüchtlinge oftmals in eine Richtung gehe, die zu Diskriminierung und Intoleranz anstifte, sagte Johannis, der der deutschen Minderheit der Siebenbürger Sachsen angehört. Aufgabe der Europäer sei es, Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit hochzuhalten. "Als Europäer dürfen wir nicht vergessen, dass das, was uns in Europa zusammengebracht hat, die Werte sind, die einige heute in Frage stellen", ergänzte er und verwies auf Vielfalt, Toleranz und Inklusion.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte in einem Grußwort, die Erinnerung an das Schicksal der Vertriebenen und an das in den früheren deutschen Gebieten entstandene kulturelle Erbe verpflichte auch dazu, sich heute gegen Krieg und Vertreibung einzusetzen. Der Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, Dietrich Brauer, erinnerte an die Unterdrückung seiner Glaubensgeschwister in der Sowjetunion.
Der deutsche Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung wurde in diesem Jahr zum dritten Mal begangen. Angelehnt an den Weltflüchtlingstag am 20. Juni erinnert er seit 2015 an das Schicksal von Menschen, die zwangsweise ihre Heimat verlassen mussten. Beim Gedenken der Bundesregierung wird das Schicksal der vertrieben Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg dabei besonders berücksichtigt. Johannis, seit 2014 Präsident in Rumänien, war der erste ausländische Hauptredner der Gedenkveranstaltung.