Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach ihrem Gespräch mit Papst Franziskus die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit unterstrichen. Beide seien sich einig, dass man bei den Herausforderungen in der Welt multilateral zusammenarbeiten wolle, sagte Merkel nach der Privataudienz am Samstag in Rom. Man wolle keine Mauern aufbauen, sondern Mauern einreißen. Das Treffen mit Franziskus bezeichnete sie als "ermutigendes Gespräch", auf dem Weg weiterzugehen, um Schritt für Schritt Erfolge für die Weltgemeinschaft zu erzielen.
Merkel sagte zudem, sie wolle Afrika zu einem Schwerpunkt des G20-Gipfels machen, der Anfang Juli in Hamburg stattfindet. Dies sei vom Papst besonders begrüßt worden. Das Treffen der wichtigsten Industrieländer steht in diesem Jahr unter deutscher Präsidentschaft und war ein Schwerpunkt des Gesprächs zwischen Merkel und dem Papst.
Als Geschenk brachte die Kanzlerin dem Papst eine Beethoven-Gesamtausgabe und "Dulce de leche", einen süßen Brotaufstrich aus der Heimat des argentinischen Papstes, mit. Merkel war in der vergangenen Woche in Mexiko und Argentinien. Der Papst überreichte Merkel die Skulptur eines Olivenzweigs, der ein Symbol des Friedens ist. Zusätzlich erhielt sie Schriften des Papstes auf Deutsch, darunter die Schrift "Amoris laetitia" zum Thema Familie und die Umweltenzyklika "Laudato si", die der Papst auch US-Präsident Donald Trump bei dessen Besuch vor wenigen Wochen mit auf den Weg gegeben hat.
Papst Franziskus hatte Merkel in seiner Privatbibliothek empfangen. Es war bereits das vierte persönliche Gespräch der beiden und das sechste Zusammentreffen seit Franziskus' Amtsantritt 2013. Der Papst empfing Merkel verhältnismäßig oft, zuletzt im Mai vergangenen Jahres. Wahrscheinlich ist sie die am häufigsten eingeladene Regierungschefin überhaupt. Bundeskanzelerin Angela Merkel, die derzeit auch im Wahlkampf steht, ist selbst evangelisch.
Franziskus drückte der Kanzlerin nach deren Schilderung zu Beginn des Gesprächs auch seine Anteilnahme an der Trauer um Helmut Kohl (CDU) aus. Die Nachricht vom Tod des Altkanzlers und ihres langjährigen Förderers, der am Freitag im Alter von 87 Jahren gestorben war, überraschte die Kanzlerin am Freitag direkt nach ihrer Ankunft in Rom.
Aufgrund der Umstände nahm sie am Abend nicht wie geplant an einer Führung durch eine Ausstellung über die Menora, den traditionellen siebenarmigen Leuchter im Judentum, der Vatikanischen Museen und des Jüdischen Museums in Rom teil. Kurzfristig holte sie diesen Besuch am Samstag nach, weil ihr die Verbundenheit zwischen Judentum und Christentum und die Bedeutung des Respekts der Religionen untereinander wichtig seien, wie sie sagte.