Nach der Hammer-Attacke eines Mannes auf einen Polizisten vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame berät am Mittwoch das französische Sicherheitskabinett. Neben der geplanten Verlängerung des Ausnahmezustandes im Land bis Anfang November dürfte auch der Angriff auf dem Vorplatz der weltbekannten Kirche zur Sprache kommen. Unklar ist nach wie vor, ob es sich bei dem festgenommenen Verdächtigen um einen - möglicherweise verwirrten - Einzeltäter handelt oder um einen von Hintermännern unterstützten Extremisten.
Der Mann hatte sich am Dienstagnachmittag einer Polizeipatrouille genähert, mit einem Hammer auf den Beamten eingeschlagen und dabei geschrien: "Das ist für Syrien". Ein weiterer Polizist eröffnete daraufhin das Feuer und stoppte ihn. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.
Der verletzte Angreifer, dessen Gesundheitszustand unbekannt ist, habe sich als "Soldat des Kalifats" bezeichnet, meldete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Ermittlerkreise - diesen Begriff benutzt die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) für ihr Herrschaftsgebiet. Bislang liegt allerdings keine Bekennernachricht des IS oder anderer Terrororganisationen vor. Auch wurden zunächst keine weiteren Festnahmen bekannt.
Frankreich war in den vergangenen zweieinhalb Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Mehrfach standen dabei Sicherheitskräfte im Visier. Mit ihnen erklärte sich Staatspräsident Emmanuel Macron nach dem neuerlichen Zwischenfall solidarisch: "All meine Unterstützung (gilt) den Sicherheitskräften, die jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren", schrieb er in der Nacht zum Mittwoch auf Twitter. "Wir wissen, was wir ihnen schulden."
Der Nachrichtensender Franceinfo berichtete, der verletzte Mann sei 40 Jahre alt und Doktorand im Fach Journalismus an der Universität von Lothringen in Metz. Eine Studentenunterkunft am Rande von Paris, in der der Verdächtige angeblich eine Wohnung hatte, wurde nach AFP-Informationen am Dienstagabend von schwer bewaffneten Spezialeinsatzkräften durchsucht.
Der Platz vor der Kathedrale im Herzen der französischen Hauptstadt wird täglich von Tausenden Touristen besucht. Hunderte Menschen wurden am Dienstag aus Sicherheitsgründen zeitweise in dem Gotteshaus festgehalten. Sie konnten die Kirche später nach und nach verlassen und wurden dabei von Polizisten durchsucht.
In Frankreich gilt weiter der Ausnahmezustand, der nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden war. Die Sonderrechte für die Behörden sollen nach Plänen der Regierung demnächst erneut verlängert werden und dann bis Anfang November in Kraft bleiben. Besonders gespannt ist die Lage auch wegen der ersten Runde der Parlamentswahl am Sonntag.