Bischöfe Dröge und Koch bei gemeinsamer Bibelarbeit

Bischöfe Dröge und Koch bei gemeinsamer Bibelarbeit
Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge und sein katholischer Kollege, Erzbischof Heiner Koch, haben auf dem Kirchentag zur Überwindung von Vorurteilen und Ausgrenzungen aufgerufen.

Um auf andere Menschen aufmerksam zu werden und zuzugehen, müssten eigene Sehblockaden überwunden, unerwartete Begegnungen zugelassen und ein anderer Blickwinkel eingenommen werden, sagte Koch am Samstag in der Berliner St. Marienkirche bei einer ökumenischen Bibelarbeit mit Dröge.

Der evangelische Theologe sagte mit Blick auf die Kirchentagslosung "Du siehst mich", bei den vielen Vorteilen einer globalisierten Welt gebe es auch "Ängste, die Heimat zu verlieren oder auch in der Fülle der Menschen und Möglichkeiten gar nicht mehr gesehen zu werden". "Wir sind darauf angewiesen, angesehen zu werden und in Beziehungen zu leben", betonte Dröge. Christen definierten ihre Identität aber nicht in Abgrenzung zu anderen, sondern "durch Überschreitung der eigenen Grenzen".

Die "versöhnte Gemeinschaft der Welt", in der Christen zu Hause sind, sei das "Gegenteil jeglicher Art völkischen Denkens oder einer populistischen Verklärung des Eigenen oder des Nationalen", unterstrich der evangelische Bischof. Dabei verteidigte Dröge noch einmal seinen Auftritt bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag auf dem Kirchentag mit einer Vertreterin der Vereinigung "Christen in der AfD". Es stehe Christen gut an, "mit jedem das Gespräch zu suchen, wie Jesus in der Geschichte mit Zachäus". Im Mittelpunkt seiner gemeinsamen Bibelarbeit mit Koch stand die neutestamentarische Erzählung von der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus im Lukas-Evangelium (Kapitel 19, 1-10).

Dröge betonte unter Applaus, Sinn eines solchen Gespräches müsse es sein, "Verhärtungen zu lösen" und denjenigen ernsthafte Fragen zu stellen, die "das Eigene höher achten als das Fremde" sowie "nationale Egoismen und völkische Ideologien wieder gesellschaftsfähig machen wollen". Mit Blick auf die Minderheitensituation der Christen in weiten Teilen Berlins und Ostdeutschlands betonte der evangelische Bischof, die vielen Herausforderungen, vor denen die Christen in seiner Landeskirche und im Erzbistum stehen, könnten nur ökumenisch bewältigt werden.

Der am Mittwoch eröffnete 36. Deutsche Evangelische Kirchentag findet bis Sonntag in Berlin und Wittenberg statt. Das Protestantentreffen steht im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums. Parallel zu den zentralen Veranstaltungen werden in Mitteldeutschland sechs regionale "Kirchentage auf dem Weg" gefeiert.