Die Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, Marlehn Thieme, fordert mehr gesellschaftliches Engagement für Nachhaltigkeit. So wichtig konkrete Politik für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele sei, "so wichtig ist es natürlich auch, dass wir alle mitmachen", sagte Thieme am Donnerstag beim evangelischen Kirchentag in Berlin. Als Konsument und auch als Mitarbeiter müsse man die eigenen Entscheidungsmöglichkeiten nutzen - auch bei Wahlen.
Ökologische Fragestellungen müssten schon in der Kita, aber auch in der Schule und während der Berufsausbildung viel stärker in den Blick genommen werden, forderte Thieme, die auch Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Die Haltung, sich selbst und seine Bedürfnisse an erster Stelle zu sehen, sei absurd: "Wir müssen den Blick der Solidarität in diesem Land wieder ganz stark machen", betonte sie bei der Podiumsdiskussion "Ein neuer Weltzukunftsvertrag - Die UN-Nachhaltigkeitsziele verändern unser Leben."
Der Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin, Günter Nooke (CDU), äußerte sich zuversichtlich zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsagenda. Er blicke dem Zeitraum von 2030 bis 2050 optimistisch entgegen, sagte der Politiker. Es gehe auch darum, mit Blick auf die Nachhaltigkeitsziele zunächst verbindliche Mindeststandards zu erreichen. "Es gibt durchaus Abstufungen, eine Möglichkeit der Priorisierung", sagt Nooke. Das zeichne gute Politik aus.
Friedel Hütz-Adams vom Bonner Südwind-Institut forderte europaweit verbindliche Vorschriften für Unternehmen, die sie zur Achtung der Menschenrechte innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette verpflichten. Unternehmen schafften es über mehrere Stufen hinweg, Qualität zu garantieren. "Wenn es aber darum geht, Menschenrechte zu garantieren, wird gesagt: Wir sind nur für die direkten Lieferanten verantwortlich", kritisierte er.
Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung war im September 2015 von den Vereinten Nationen beschlossen worden. Mit ihrer Hilfe wollen sowohl die Industriestaaten als auch die Länder des globalen Südens die weltweiten Herausforderungen wie Hunger, Armut, Klimawandel und Ressourcenknappheit bis zum Jahr 2030 bewältigen.