Später verbreitete Bilder von einem evangelischen Bischof und einer Funktionärin der AfD "würden dem Ansehen des Kirchentags und der Arbeit der Kirche schaden", erklärten die Sprecher der Initiative am Montag. Zudem werde der AfD vor der Bundestagswahl am 24. September eine Wahlkampfbühne geboten.
Am Donnerstag wollen der Berliner Bischof Markus Dröge und die Publizistin Liane Bednarz mit Anette Schultner von der Vereinigung "Christen in der AfD" diskutieren. Anders als der Katholikentag im vergangenen Jahr hatte das Präsidium des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Berlin und Wittenberg (24. bis 28. Mai) beschlossen, AfD-Vertreter nicht grundsätzlich vom Programm auszuschließen. Niemand werde "wegen seines Parteibuchs ein- oder ausgeladen". Vortragende sprächen auf dem Kirchentag wegen ihrer fachlichen Kompetenz, nicht wegen ihrer Gruppenzugehörigkeit.
Dieses Kriterium greift nach Ansicht der Initiative "nur bei Privatpersonen". Schultner habe als Parteifunktionärin auch zu verantworten, wofür die AfD stehe: "Für menschenverachtende, rassistische, homophobe und islamophobe Positionen", erklärten der Bonner Pfarrer Siegfried Eckert und die Bonner Kunsthistorikerin Alexandra von dem Knesebeck für die Gruppe.
Deshalb bitte "Kein Publikum für die AfD" die Kirchentagsbesucher, "Haltung zu zeigen" und in diesem Fall einem "Dialog als Grundhaltung", wie ihn der Kirchentag fordere, "keinen Glauben zu schenken". Wenn das Publikum am Donnerstag fernbleiben würde, "könnte die Gesprächsrunde ganz unter sich klären, wie dialogfähig Frau Anette Schultner wirklich ist", schreibt die Initiative, die ihren Wurzel.
Die Initiatoren selbst wollen vor der Veranstaltung Bischof Dröge die Listen mit rund 1.600 Unterschriften einer vor einigen Wochen gestarteten Online-Petition gegen den AfD-Auftritt überreichen. Innerhalb der evangelischen Kirche gibt es seit Monaten eine Diskussion über den Umgang mit der AfD und mit AfD-Mitgliedern in Gemeinden und kirchlichen Gremien. Zuletzt hatten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), der auch Mitglied des Kirchentagspräsidiums ist, die Diskussion mit der Vertreterin der AfD verteidigt.