Portugal gewinnt zum ersten Mal den Eurovision Song Contest, während Deutschland die dritte Pleite in Folge erlebt. Der portugiesische Sänger Salvador Sobral landete in der Nacht zum Sonntag mit 758 Punkten ganz vorne. Die deutsche Kandidatin Levina holte sechs Punkte (drei von der Jury aus Irland, drei vom europäischen Publikum) und konnte sich gerade noch vor das letztplatzierte Spanien schieben, das fünf Punkte holte. Zweiter wurde Bulgarien mit 615 Punkten. Moldawien erreichte mit 374 Punkten Rang drei.
Salvador Sobral (27) verzichtete auf eine spektakuläre Show, sondern überzeugte mit Gefühl. Die in seiner Muttersprache vorgetragene Jazz-Ballade "Amar Pelos Dois" (Liebe für zwei) geht auf eine Komposition seiner Schwester Luísa Sobral zurück. Am Ende der großen Live-Show aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew sangen die beiden den Song gemeinsam, während Goldglitter vom Hallendach rieselte.
Seinen Triumph sieht ESC-Gewinner Sobral als Sieg der Musik. "Ich wünschte, dass ich Änderungen in die Popmusik einbringen könnte", sagte er nach der Finalshow in Kiew. Er finde es nicht gut, wenn ein Lied oft am Tag im Radio gespielt werde, damit die Menschen es liebten.
Es ist das dritte deutsche ESC-Debakel in Folge. 2016 hatte Jamie-Lee für ihr Lied "Ghost" nur 11 Punkte bekommen und war Letzte geworden - ebenso wie im Jahr zuvor Ann Sophie, die mit "Black Smoke" keinen einzigen Punkt geholt hatte.
Überschattet wurde der Wettbewerb vom Konflikt zwischen dem Gastgeberland Ukraine und Russland. Der russischen Kandidatin Julia Samoilowa wurde wegen eines Auftritts auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim die Einreise in die Ukraine verwehrt. Nach neuer blutiger Gewalt in der Ostukraine sagte Präsident Petro Poroschenko am Samstag seinen Besuch beim Finale ab.
In Kiew gab es rund um das internationale Ausstellungszentrum, in dem der ESC über die Bühne ging, strenge Sicherheitsvorkehrungen. Hunderte Polizisten und die Nationalgarde bewachten die Straßen. Zufahrtswege waren mit Betonblöcken geschützt. Im vergangenen Jahr hatte die Kandidatin Jamala mit "1944" gewonnen, einem Lied über das Schicksal der Krimtataren, und so den ESC zum zweiten Mal in die Ukraine geholt.
Beim traditionellen Wort zum Sonntag vor dem ESC hat Pfarrer Wolfgang Beck aus Hildesheim Mut gemacht, beim ESC trotz Konflikten und Angst einfach Spaß zu haben. Das sei die passende Antwort auf alle, die mit Streit und Terror unsere offene Gesellschaft verändern wollen. Das ganze Wort zum Sonntag finden Sie hier!