Dass Frauen im Beruf häufig zurücksteckten, hänge direkt mit der ungleichen Aufteilung der häuslichen Arbeit zusammen, heißt es in einer am Montag in Düsseldorf veröffentlichten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Demnach wenden Frauen im Alter von 18 bis 64 Jahren 2,4 mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit und 1,6 mal so viel Zeit für Hausarbeit auf wie Männer.
Die Gesamtarbeitszeit von erwerbstätigen Männern und Frauen ist nach der Erhebung des Forschungsinstituts der gewerkschaftsnahen Stiftung fast gleich: Frauen arbeiten im Durchschnitt täglich 7:44 Stunden und Männer 7:40 Stunden. Während Männer aber 5:32 Stunden davon bezahlt arbeiten, verdienen Frauen nur für 4:15 Stunden Geld.
Die ungleiche Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit gehe damit einher, dass fast jede zweite Frau in Deutschland Teilzeit arbeite, heißt es in der Studie. Den Angaben nach wird eine teilzeitbeschäftigte Frau nur für 43 Prozent ihrer Gesamtarbeitszeit entlohnt. Bei einem vollzeitbeschäftigter Mann sind es 73 Prozent. Bei Paaren mit Kindern ist die Arbeitsaufteilung offenbar noch ungleicher. Vollzeitbeschäftigte Väter mit kleinen Kindern wenden laut Studie ein Drittel ihrer Arbeitszeit für Haushalt und Fürsorgearbeit auf, vollzeitbeschäftigte Mütter dagegen mehr als die Hälfte.
Frauen auch bei Pflege von Angehörigen stärker eingebunden
Wenn Väter Elternzeit nehmen, wirkt sich das der Studie zufolge positiv auf eine gleiche Arbeitsverteilung aus. Etwa jeder vierte Vater verringere seine Arbeitszeit im Anschluss an seine Elternmonate um zehn bis 20 Prozent. Von den Vätern, die drei oder mehr Eltergeldmonate genommen haben, reduzierten mit 42 Prozent besonders viele ihre Arbeitszeit.
Auch bei der Pflege von Angehörigen seien Frauen stärker eingebunden, hieß es weiter. So verbringen drei Prozent der Frauen, aber nur ein Prozent der Männer täglich mindestens zwei Stunden mit der Pflege von Angehörigen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erklärte, das Ergebnis stehe in krassem Widerspruch zum Wunsch vieler Frauen und Männer nach einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung. Die reduzierte Erwerbsarbeit von Frauen sei längst nicht in allen Fällen freiwillig, betonte Stefanie Baranski-Müller, Frauensekretärin des DGB Nordrhein-Westfalen: "Der nach wie vor bestehende Mangel an U3-Plätzen in Kitas und zu kurze Öffnungszeiten führen dazu, dass Frauen gar nicht anders können, als lediglich einer Teilzeitbeschäftigung nachzugehen."
Ein weiterer Grund sei der fehlende Rechtsanspruch auf eine Rückkehr von Teilzeit auf Vollzeit, sagte Baranski-Müller. Darüber hinaus sei eine Debatte über neue Arbeitszeitmodelle dringend notwendig.
Für die Studie haben die WSI-Forscher Daten der Zeitverwendungserhebung 2012/13 des Statistischen Bundesamts ausgewertet. Dafür haben mehr als 11.000 Menschen zwölf Monate lang Tagebuch über ihre Tätigkeiten geführt. Weil auch Wochenenden, Feiertage, Urlaube und Krankheitstage einberechnet wurden, kann dabei die durchschnittliche Arbeitszeit von Vollzeiterwerbstätigen beispielsweise fünf Stunden betragen.