Wie die Zeitung "Al-Ahram" unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete, wurden rund 40 Menschen am Sonntag bei der Explosion in der Koptischen Kirche Mar Girgis in der Nildelta-Stadt Tanta verletzt. Nach Angaben des Staatsfernsehens wurde der Sprengsatz in der Kirche platziert, bevor er während des Gottesdienstes zum Palmsonntag von außen gezündet wurde.
Wenige Stunden danach hat es zudem einem Medienbericht zufolge eine weitere Explosion vor einer Kirche in Alexandria gegeben. Nach Angaben eines Korrespondenten des Staatsfernsehens gab es nahe der Markuskirche in der Küstenstadt mehrere Verletzte. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
"Gesellschaften nicht spalten lassen"
Die Bundesregierung hat mit Entsetzen auf die Ereignisse reagiert. "Wir trauern mit den Menschen in Ägypten, mit den Angehörigen der Opfer, wir bangen mit den Verletzten", erklärte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Sonntag in Berlin: "Die Hintergründe des Anschlags müssen jetzt aufgeklärt, die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Das Kalkül der Täter, einen Keil in das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu treiben, darf nicht aufgehen."
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte: "Dass eine solche Tat Menschen in Ausübung ihrer Religion während des Gottesdienstbesuches am Palmsonntag trifft, empört mich besonders. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen, meine Wut den Tätern." Der Terror treffe nicht nur Europa, deswegen dürfe auch die Zusammenarbeit weder an Landes- noch an Kontinentalgrenzen halt machen, fügte de Maizière hinzu: "Wir dürfen unsere Gesellschaften nicht spalten lassen, schon gar nicht entlang unterschiedlicher religiöser Überzeugungen!"
Volker Kauder, Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, drückte den koptischen Christen Anteilnahme und Solidarität aus. "Dass sich die Täter den christlichen Palmsonntag, den Beginn der Karwoche, als Zeitpunkt der Tat ausgesucht haben, steigert den Schock über diese feige Tat noch mehr. Wir erwarten von der ägyptischen Regierung, dass sie alles tut, um die koptischen Christen zu schützen", fügte er hinzu. Dieser zweite Anschlag auf Ägyptens koptische Minderheit innerhalb von sechs Monaten sei auch ein Anschlag auf die traditionelle religiöse Vielfalt im Nahen Osten, "für deren Fortbestand wir uns einsetzen".
Die neun Millionen Christen in Ägypten machen rund zehn Prozent der Bevölkerung aus. Regelmäßig verüben radikale Islamisten Angriffe auf die Minderheit. Erst im Dezember waren bei einem Anschlag auf eine Kirche in Kairo fast 30 Menschen getötet worden.