Luthers Hammerschläge

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Drei eindrucksvolle Nationale Sonderausstellungen beleuchten die Reformation.
Luthers Hammerschläge
Drei eindrucksvolle Nationale Sonderausstellungen beleuchten die Reformation
Das epochale Ereignis der Reformation schlägt sich auch in drei großen Sonderausstellungen nieder. Wer sie besucht, weiß danach über den Protestantismus Bescheid, sagen die Macher.
04.04.2017
epd
Lukas Philippi

"Die volle Wucht der Reformation" versprechen die Marketingexperten den Besuchern, "ein einmaliges Projekt von nationaler und internationaler Bedeutung": Gemeint sind die drei Nationalen Sonderausstellungen zur Reformation in Wittenberg, Eisenach und Berlin. Auf den Plakaten dazu wird mit einem großen Hammer geworben. Das Motiv soll auf den legendären Thesenanschlag Martin Luthers vor 500 Jahren verweisen.

Die drei Ausstellungen ragen heraus aus der schier unübersehbaren Vielzahl von Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum in diesem Jahr. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die die drei Sonderschauen mit insgesamt rund 5,4 Millionen Euro unterstützt, verspricht "Neues und Überraschendes", das den Besuchern begegnen werde.

Den Auftakt macht mit "Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt" ab 12. April Berlin. "Wir zeigen, was aus Martin Luther und seinen Ideen in der Welt geworden ist", sagt Kuratorin Anne-Katrin Ziesak vom Deutschen Historischen Museum (DHM) in Berlin. Die Berliner Ausstellung - zu sehen im Martin-Gropius-Bau auf 3.000 Quadratmetern - hat sich zum Ziel gesetzt, die Vielfalt, aber auch die Konfliktpotenziale zu benennen, die den Protestantismus auszeichnen.

Nicht eine Reformation, sondern viele Reformwege

"Wir zeigen, dass es nicht nur die eine Reformation gegeben hat, sondern von Anfang an viele Reformwege", sagt Ziesak. Die Spanne reicht vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Vorgestellt werden Erneuerungsbewegungen in Deutschland und Europa, die frühe Gründung einer Staatskirche in Schweden, die Vielfalt der Auswandererkirchen in Nordamerika, das "Boomland des Protestantismus" Korea und - als Beispiel einer starken lutherischen Kirche in Afrika - Tansania. Dazu werden viele Exponate erstmals in Deutschland zu sehen sein.

Wer alle drei Sonderausstellungen gesehen hat, wird einen umfassenden Überblick über die Reformation und ihre Wirkungen haben, ist Kuratorin Ziesak überzeugt. Aber auch der Besuch einer einzigen Ausstellung öffnet den Blick für das epochale Ereignis. Wittenberg als Wirkungsort Luthers und Ort des legendären Thesenanschlags vom 31. Oktober 1517 und die Eisenacher Wartburg als authentische Luther-Ort haben dabei ihren besonderen Reiz.

So zeigt die Wartburg, auf der sich Luther nach dem Wormser Reichstag 1521 als "Junker Jörg" fast ein Jahr lang versteckt hielt und das Neue Testament ins Deutsche übertrug, ab 4. Mai die Ausstellung "Luther und die Deutschen". Im Mittelpunkt steht der Reformator "als nationale deutsche Symbol- und Projektionsfigur" über die Jahrhunderte hinweg. Thematisiert wird auf mehr als 1.000 Quadratmetern die politische Instrumentalisierung der Reformation sowie ihre kultur- und geisteswissenschaftlichen Folgen. Außerdem widmet sich ein Teil der Ausstellung der Lutherstätte Wartburg "als deutscher Erinnerungsort". Schließlich ist die Lutherstube - Wohn- und Arbeitsraum des Reformators auf der Burg - seit Jahrhunderten Ziel von Pilgern aus aller Welt.

Das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt

Wittenberg, mehr als 35 Jahre Luthers wichtigste Wirkungsstätte, präsentiert mit der Ausstellung "95 Schätze - 95 Menschen" ab 13. Mai unter anderem persönliche Gegenstände des Reformators sowie Menschen mit einer besonderen Beziehung zu Luther: Revolutionäre, Schriftsteller, Künstler und Erfinder. In Wittenberg hielt er Vorlesungen vor Studenten aus ganz Europa. Hier entstanden die Schriften, die die traditionellen Autoritäten infrage stellten, nicht zuletzt seine 95 Thesen. Das Lutherhaus in Wittenberg gilt als größtes reformationsgeschichtliches Museum der Welt. Der Ort der berühmten Tischgespräche - die Lutherstube - ist beliebtes Touristenziel.

Die Wittenberger Ausstellung ist im Augusteum zu sehen, dem Vordergebäude des Lutherhauses. Präsentiert werden etwa ein zeitgenössischer Plakatdruck der 95 Thesen sowie Bücher aus Luthers Bibliothek. Ein handschriftlicher Brief, den Luther am 31. Oktober 1517 an seinen geistlichen Dienstherren, Kardinal Albrecht von Brandenburg, schrieb wird ebenso zu sehen sein wie Luthers Bibel, die mit eigenhändigen Einträgen übersät ist.

Zwar starten die drei Nationalen Sonderausstellungen in Berlin, Eisenach und Wittenberg zu unterschiedlichen Zeiten, Schlusstag ist bei allen aber der 5. November; nur wenige Tag nach dem Höhepunkt und den abschließenden Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum am 31. Oktober.