Herr Schorlemmer, können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie sich am Morgen des 24. Septembers 1983 gefühlt haben?
Friedrich Schorlemmer: Zunächst war ich sehr angespannt, weil wir nicht wussten, ob uns die Stasi mit einem Spaten die Stromzufuhr zerhackt oder uns das Schwert entwendet und damit verschwindet. Dann wäre die ganze Aktion erledigt gewesen. Die Stasi-Leute war dann zwar da, aber wir jungen Menschen waren die Mehrheit und sie haben uns nichts getan. Die Anspannung ging schließlich weg und es wurde ein Friedensfest.
Wie bewerten Sie die Aktion im Abstand von bald 35 Jahren?
Schorlemmer: Miteinander für den Frieden zu singen und zu beten war großartig! Und das in die Hammerschläge eines Schmiedes hinein, der ein Kriegsgerät in etwas Lebensdienliches verwandelte. Das Fernsehen hat dafür gesorgt, dass der Tag auch über den 24. September hinaus zum Ereignis wurde. Menschen konnten von ihren Wohnzimmern aus teilhaben. Für viele, die verzweifelt waren und dachten, sie könnten nichts tun, bedeutete unsere Aktion Hoffnung.
Welche Bedeutung hat das Denkmal für Sie, das nun am Ort des Geschehens von 1983 eingeweiht wird?
Schorlemmer: Das Denkmal erschließt sich nicht sofort und erfordert ein bisschen Zeit. Um die Symbole darin in ihren historischen Zusammenhang einzuordnen, kann man sich eine Erklärung auf sein Smartphone spielen. Wir dürfen aber nicht nur zurückzublicken, sondern müssen auch die Aufgaben sehen, vor denen wir heute stehen. Damals haben wir den kalten Krieg begraben. Heute sollten wir alles dafür tun, keinen weiteren heißen Krieg zuzulassen. Wir steuern in ein regressives Denken im nationalistischen Europa und in ein trampeliges unter Trump. Ich frage mich, warum die Menschen so ruhig bleiben und hoffe, dass die jüngere Generation, um deren Zukunft es gerade geht, erwacht und sich gegen eine neue Rüstungsrunde stemmt. Wir brauchen wieder eine Friedensbewegung.