Rheinische Kirche lobt Kunstpreis aus

Jury des Kunstprojekts (v.l.): Thorsten Nolting, Dr. Gabriele Uelsberg, Holger Hagedorn, Dr. Susanne Titz, Prof. Dr. Frank Günter Zehnder und Dr. Gregor Jansen.
Foto: ekir/Marcel Kuß
Jury des Kunstprojekts (v.l.): Thorsten Nolting, Dr. Gabriele Uelsberg, Holger Hagedorn, Dr. Susanne Titz, Prof. Dr. Frank Günter Zehnder und Dr. Gregor Jansen.
Rheinische Kirche lobt Kunstpreis aus
Der Wettbewerb "reFORMation – transFORMation", den die Evangelische Kirche im Rheinland im Reformationsjahr 2017 ausgelobt hat wird am 10. März verliehen. Elf Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, ihre Vision einer Kirche von morgen mit Skulpturen, Rauminstallationen, Fotografien und Malereien darzustellen.

 

Die israelische Künstlerin Zipora Rafaelov hat ihr Atelier im Café der evangelischen Johanneskirche in Düsseldorf bezogen. Dort erarbeitet sie in den kommenden Tagen ihren Beitrag zum Kunstwettbewerb "reFORMation – transFORMation" der Evangelischen Kirche im Rheinland: Aus dem 3,10 mal 2,45 m großen Rahmen einer ausrangierten Orgel der evangelischen Christuskirche in Dormagen schafft sie ein harfenähnliches Objekt. Die Künstlerin lässt sich bei ihrer Arbeit gern über die Schulter schauen: Dienstag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr ist das Kirchencafé am Martin-Luther-Platz 39 im Herzen der Landeshauptstadt geöffnet.   

Die in Düsseldorf lebende Künstlerin spannt senkrechte Schnüre in den trapezförmigen Rahmen und arbeitet von ihr gestaltete Elemente ein, die Tiere, Pflanzen, Alltagsgegenstände oder fantastische Gebilde darstellen. Das Werk soll so angestrahlt werden, dass an den Wänden die Schatten der Elemente erscheinen. Je nach Anstrahlung ändern die scherenschnittartigen Silhouetten ihre Form, es entsteht ein Wechselspiel aus Licht und Schatten.

Die Installation will die wechselvolle Geschichte des christlich-jüdischen Dialogs seit der Reformation, zu der auch Martin Luthers Antijudaismus und Antisemitismus gehören, kritisch beleuchten. Die Symbiose von Harfe und Orgel in einem Kunstwerk deutet an, dass aus christlich-jüdischem Erbe aber auch etwas Gemeinsames erwachsen kann.

Das Werk von Zipora Rafaelov ist einer von elf Beiträgen zum Wettbewerb "reFORMation – transFORMation", den die Evangelische Kirche im Rheinland im Reformationsjahr 2017 ausgelobt hat und der mit 3.000 Euro dotiert ist. Ihre Arbeiten sind zugleich Teil einer Wanderausstellung, die bis 2018 in fünf Stadt- und Kulturkirchen sowie dem Landeskirchenamt in Düsseldorf gezeigt wird. Die Ausstellung startet ebenfalls am 10. März mit einer Vernissage ab 18.30 Uhr in der Düsseldorfer Johanneskirche.  

"Was Martin Luther mit seiner Rückbesinnung auf die Bibel anstieß, hat zu einem Wandlungsprozess, zu einer Transformation biblischer Impulse in die Moderne geführt", sagt Kirchenrat Volker König, Leitender Dezernent im Landeskirchenamt der rheinischen Kirche und zuständig für das Kunstprojekt. "Wie entwickelt sich die Kirche 500 Jahre nach der Reformation weiter? Was macht 2017 Reformation aus? Diese Fragen haben wir Künstlerinnen und Künstlern gestellt, weil sie Fachleute dafür sind, Visionen zu entwickeln, ihnen Gestalt zu geben und den Blick für Veränderungen zu schärfen." Alle Werke seien deutungsoffen und vermittelten Perspektiven.

Jeder Schritt eine neue Perspektive

Etwa die Skulptur "Moiré" der Berliner Künstlerin Shila Khatami: In ihrem Wettbewerbs- und Ausstellungsbeitrag ordnet sie drei große Platten mit einem Lochblech-Muster nebeneinander an. Die Platten werden leicht gekippt, sodass eine fragile geometrische Form entsteht. Beim Umschreiten der Skulptur zeigt sich der sogenannte Moiré-Effekt – ein physikalisches Phänomen, das bei der Überlagerung feiner, unregelmäßiger Raster auftritt und ein Flirren erzeugt.

Mit jedem Schritt ergeben sich neue Perspektiven und Durchsichten. Die Skulptur nimmt Bezug auf das Selbstverständnis der evangelischen Kirche, die Menschen ermutigen möchte, eigene Standpunkte zu entwickeln.

Ein weiterer Beitrag stammt von Christian Jendreiko, ein in Düsseldorf lebender Künstler, dessen Werke unter anderem im Pariser Centre Pompidou ausgestellt sind. Er hat die Sprech-Performance "Im Anfang war das Wort" entwickelt. Realisiert wird diese spezielle Form der sozialen Plastik von Chören aus den jeweiligen Kirchengemeinden, in denen die Ausstellung gastiert.

Eine sechsköpfige Jury, unter den Mitgliedern Leiterinnen und Leiter von Museen aus Bonn, Düsseldorf und Mönchengladbach, hat die elf Künstlerinnen und Künstler vorgeschlagen und wird am 10. März die Gewinnerin oder den Gewinner des Kunstpreises bestimmen.

Folgende Künstlerinnen und Künstler nehmen am Kunstprojekt teil: Christoph Dahlhausen ("forming – transforming"), Konstantinos Angelos Gavrias ("Die Versuchung"), Elmar Hermann ("Shining"), Christian Jendreiko ("Im Anfang war das Wort"), Shila Khatami ("Moiré"), Claudia Kugler ("Politics"), Christian Odzuck ("Fagus 2517"), Lydia Nüüd ("Transformation Lichtbündel"), Zipora Rafaelov (Licht- und Schatten-Orgel"), Manfred Rennertz ("Das große X"), Kristina Stoyanova ("Ohne Titel").