"Wir können die Professionalität unserer Predigten heutzutage nicht mehr allein dem Heiligen Geist überlassen", sagte die evangelische Theologin am Donnerstag in Hildesheim am Rande der ersten bundesweiten Tagung für Gottesdienstberater in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Drei Tage lang diskutierten rund 60 Pastoren und Kirchenmusiker mit der Zusatzqualifikation "Gottesdienstcoach" über Möglichkeiten, die Qualität der kirchlichen Feiern zu verbessern.
"Besonders in unseren Gottesdiensten brauchen wir eine plausible Sprache und entsprechende Gesten, um ein Teil dieser Welt zu sein", sagte Gidion als Co-Leiterin der Tagung. Das sei aber in der Kirche noch längst nicht selbstverständlich. Viele Pfarrer empfänden es immer noch als Kränkung, wenn ihnen beispielsweise von einem vorgesetzten Superintendenten ein Coaching vorgeschlagen werde. "Das ist noch sehr mit Scham besetzt, obwohl doch klar sein sollte: Was ich liebe, sollte ich auch üben", betonte die designierte Leiterin des Pastoralkollegs in der Nordkirche.
Es sei längst kein Einzelfall mehr, dass Menschen die Kirche verließen, weil sie sich über Predigten bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen geärgert hätten. Umso positiver sei die Bereitschaft der Gottesdienstcoaches, Aspekte ihrer Arbeit professionell zu beleuchten und über landeskirchliche Grenzen hinweg an ihrer Qualität und Beratung zu arbeiten. "Das hat es in dieser Größenordnung und Form noch nicht gegeben", unterstrich Gidion. Zurzeit seien rund 100 Pastoren und Kirchenmusiker mit dieser Zusatzqualifikation deutschlandweit als Multiplikatoren tätig.
Das Evangelische Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst im Hildesheimer Michaeliskloster wurde 2009 als eines von drei "Reformzentren" der EKD gegründet. Daneben gibt es in Wittenberg ein Zentrum für evangelische Predigtkultur sowie ein Zentrum zur "Mission in der Region", das in Dortmund, Stuttgart und Greifswald angesiedelt ist