Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Rom sprach er am Mittwochabend von "Gaben, die uns durch die Reformation geschenkt worden sind". Die weltweit verbreiteten Texte für die Gebetswoche stammen in diesem Jahr aus Deutschland.
Katholiken und Lutheraner müssten aber auch Buße tun angesichts der "grausamen Spaltungen und Kriege" der Reformationszeit, sagte der "Ökumeneminister" des Papstes. "Wir können Geschehenes nicht auslöschen, aber wir wollen nicht zulassen, dass es weiter unsere Beziehungen vergiftet", erklärte der aus der Schweiz stammende Kurienkardinal Koch.
Die evangelische Kirche feiert bis Oktober dieses Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.
Die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ermutigte in Rom zu weiteren Fortschritten im Verhältnis der beiden großen Kirchen. "An die Stelle der Verwerfungen ist das Gespräch getreten", sagte sie in dem Gottesdienst in der Evangelischen Christuskirche in Rom. Das zeige sich in ökumenischen Gottesdiensten, im gemeinsamen Gebet und im einstimmigen Bekenntnis zu Christus.
Präses Kurschus, leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen, hatte zuvor in Rom eine Etappe des Europäischen Stationenweges eröffnet. Der Stationenweg soll an Orte der Reformation erinnern. In Rom war der Reformator Luther um das Jahr 1510.
Kirche ohne ökumenische Erfahrungen nicht vorstellbar
In München warb Kardinal Reinhard Marx zum Auftakt der Gebetswoche in der evangelischen Matthäuskirche am Mittwochabend für eine größere Einheit der Kirchen. Alle ökumenischen Bemühungen müssten am Ziel der einen Kirche festhalten. Die Kirchen dürften deshalb die "volle Einheit" nicht aus den Augen verlieren. Das Jahr 2017 mit dem 500. Reformationsjubiläum sollte den Kirchen einen Schub geben, Christus in die Mitte zu stellen, fügte Marx hinzu, der auch Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist.
Wie der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in dem Gottesdienst in München sagte, sei eine Kirche ohne ökumenische Erfahrungen heute nicht mehr vorstellbar. Die evangelische Kirche sei zwar dankbar für ihr reformatorisches Erbe, teile diesen Schatz jedoch auch mit den anderen Konfessionen, so Bedford-Strohm, der auch bayerischer Landesbischof ist.
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit jedes Jahr vom 18. bis 25. Januar oder zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gefeiert. In Deutschland wird sie von der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) getragen, ein Zusammenschluss von 17 Kirchen.
Die Gebetswoche entstand 1908 in den USA und breitete sich zunächst vor allem in der katholischen Kirche aus. Seit 1968 werden die Texte und Themen gemeinsam von einer internationalen Arbeitsgruppe erarbeitet, die sich aus Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zusammensetzt. Die Materialien werden jeweils von ökumenischen Gruppen aus unterschiedlichen Ländern vorbereitet, in diesem Jahr von Christen aus Deutschland. Der zentrale Gottesdienst zur Gebetswoche ist am Sonntag, 22. Januar, um 13:30 Uhr in der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg.