Basuki "Ahok" Tjahaja Purnama beteuerte zum Auftakt der Verhandlung, die am Dienstag vom lokalen Fernsehen live übertragen wurde, es sei niemals seine Absicht gewesen, den Islam zu beleidigen. Die Staatsanwaltschaft hingegen erklärte, Ahok habe den Koran missbraucht, um seine Chancen bei der Gouverneurswahl im Februar zu erhöhen. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft. Vor dem Gericht versammelten sich sowohl Unterstützer als auch Gegner Ahoks.
Ahok erklärte, er habe sich lediglich gegen politische Gegner gerichtet, die manche Koransuren wissentlich falsch interpretierten, um muslimische Wähler daran zu hindern, für ihn zu stimmen. Der Gouverneur regiert Jakarta seit Ende 2014, nachdem sein Vorgänger Joko Widodo zum Präsidenten gewählt worden war. Ahok gehört in zweierlei Hinsicht einer Minderheit in Indonesien: Er ist nicht nur Christ, sondern auch chinesischer Abstammung.
Anlass für die Entrüstung radikaler Muslime war eine Rede Ahoks Ende September, in der er die 51. Sure des Korans erwähnte, die es Muslimen angeblich verbietet, Nicht-Muslime zu wählen. Die Wähler bräuchten sich nicht unbehaglich zu fühlen, falls sie nicht für ihn stimmten, sagte der Gouverneur. Ihre Angst, in die Hölle zu kommen, sei unbegründet, die Wähler würden getäuscht. Später entschuldigte er sich mehrfach für die Aussage.
Indonesien ist die größte muslimische Nation der Welt. Etwa 88 Prozent der 250 Millionen Einwohner sind Muslime, rund neun Prozent Christen. Der Inselstaat gilt traditionell als Heimat eines moderaten Islam, erlebt aber seit Jahren eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen.