Vertreter aus Kirchen, Gewerkschaften und Politik haben sich gegen eine großzügigere Regelung für verkaufsoffene Sonntage ausgesprochen. Zehn verkaufsoffene Sonntage ohne Anlass ständen "für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) nicht zur Diskussion", sagte der Vizepräsident des EKD-Kirchenamts, Thies Gundlach, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Sonntag müsse "aus dem Alltag herausgehoben bleiben" und ein gemeinsamer Ruhetag sein.
Der Handelsverband Deutschland hatte am Mittwoch vorgeschlagen, bundesweit zehn verkaufsoffene Sonntage mit Öffnungszeiten von 13 bis 18 Uhr einzuführen, ohne dass dafür wie bisher ein besonderer Anlass bestehen soll. Bislang regelt jedes der 16 Bundesländer selbst, wie oft Geschäfte an Sonntagen öffnen dürfen.
Der kirchenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung (CDU), sagte, er halte die bisherige Regelung von vier verkaufsoffenen Sonntagen, wie sie in den meisten Bundesländern gehandhabt werde, für ausreichend. Auch die kirchenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, hält maximal vier verkaufsoffene Sonntage mit besonderer Begründung für "mehr als ausreichend".
"Verfassungswidrig und völlig absurd"
Beide Politiker argumentierten, dass Ruhe- und Feiertage ohne die Möglichkeiten zum Konsum für eine Gesellschaft wichtig seien. "Wir sollten uns den wirtschaftlichen Interessen für noch mehr verkaufsoffene Sonntage nicht unterordnen", sagte Griese.
Für die Gewerkschaft ver.di sagte deren Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung", der Vorstoß des Einzelhandelsverbands sei "verfassungswidrig und völlig absurd". Der arbeitsfreie Sonntag sei ein Grundrecht, das Beschäftigten zustehe. Die Gewerkschaft beobachte, dass "etliche Behörden" Sonntagsöffnungen genehmigten, die "den rechtlichen Vorgaben nicht entsprechen".
Ralf Stroh vom Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) forderte Händler, Gewerkschaften und Kirchen dazu auf, gemeinsam dafür zu sorgen, dass alle Beteiligten in der Woche ein gutes Auskommen hätten. Die Probleme der Händler "müssen unter der Woche gelöst werden und nicht am Sonntag", sagte der Referent für Wirtschaft und Finanzpolitik.