Die europäische Geschichte eröffne die "Möglichkeit des Verschiedenseins", sagte sie am Donnerstagabend in Rinteln bei Stadthagen unter Anspielung auf Bewegungen wie "Pegida" ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes"). Deshalb hätten auch Muslime dort ihren Platz. Bahr wird im Januar neue Regionalbischöfin des evangelischen Sprengels Hannover.
Beim 8. Reformationsempfang des Kirchenkreises skizzierte Bahr die Idee des europäischen "Abendlandes". Es sei ursprünglich vom "Morgenland" als Bezeichnung für den Orient abgeleitet worden. Kennzeichnend für das "Abendland" sei das freie Forschen, Fragen und Unterscheiden, betonte die frühere Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die zurzeit bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin tätig ist.
Neugier habe in Europa zu Erfindungen und wirtschaftlicher Kraft geführt. Zur europäischen Geisteshaltung gehöre auch der Respekt vor der Überzeugung anderer. Bahr warnte deshalb davor, das "Abendland" zum politischen Kampfbegriff zu machen, wie es selbst ernannte "Abendlandretter" versuchten. Diese flüchteten sich in einen "politischen Traum von einem Damals", das es niemals gegeben habe. Das "Abendland" dürfe nicht als Barrikade gegen vermeintliche Feinde aufgebaut werden. Damit würden lediglich Ängste und Emotionen geschürt.