Wie Nachwahl-Befragungen der US-Fernsehsender am Mittwoch ergaben, stimmten 81 Prozent der weißen Evangelikalen für den dreimal verheirateten Republikaner. Damit schnitt Trump bei dieser Wählergruppe besser ab als die republikanischen Anwärter Mitt Romney (2012) und John McCain (2008).
Anti-Abtreibungs-Aktivisten feierten Trumps Wahlsieg. Er ernenne nur "pro life"-Richter zum Obersten Gerichtshof, hatte er angekündigt. Und dieses Gericht werde letztendlich sein eigenes Urteil von 1973 zur Legalisierung der Abtreibung aufheben, versprach Trump im Wahlkampf bei einer TV-Debatte mit seiner Konkurrentin Hillary Clinton. Katholiken stimmten zu 52 Prozent für Trump.
Trump soll auch Evangelikale "great again" machen
Trumps Kampagne habe sich intensiver um Evangelikale gekümmert als Hillary Clintons, kommentierte das evangelikale Magazin "Christianity Today". In den hart umkämpften Staaten Ohio, Nord Carolina und Florida hätten sich Evangelikale besonders engagiert für den republikanischen Kandidaten. Weiße Evangelikale stellten am Dienstag etwa ein Viertel der Urnengänger. 71 Prozent der jüdischen Wähler und 68 Prozent der Wähler ohne religiöse Bindung stimmten für Clinton. Die "Nicht-Religiösen" machten laut der Nachwahl-Interviews 15 Prozent der Wähler aus.
Der Leiter des Religionsforschungszentrums "Public Religion Research Institute", Robert Jones, zeigte sich im Informationsdienst "Religion News Service" nicht überrascht von der Haltung der Evangelikalen. Weiße Evangelikale sähen ihre Zahlen seit Jahren schwinden, sie seien "Nostalgiewähler" und ließen sich von der Idee begeistern, Trump werde Amerika zu seiner früheren Größe zurückführen.
"Politische Macht, oder die Illusion politischer Macht, war nicht immer gut für uns", warnte indes Russell Moore, der Präsident der Ethikkommission des Südlichen Baptistenverbandes, der größten protestantischen Kirche. Es bestehe die Gefahr, dass man sich anpasse und das wirklich Wichtige vergesse. Christen müssten sich am Königreich Gottes orientieren.
Die römisch-katholischen Bischöfe forderten Katholiken auf, für die politische Führung zu beten. Die Wahl sei ein Hilferuf gewesen von Millionen Amerikanern in wirtschaftlicher Bedrängnis, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Joseph Kurtz. Der Geistliche bekräftigte die Verpflichtung der Kirche zum Lebensschutz und zur Aufnahme von "Migranten und Flüchtlingen".