Ein "europäisches Band" gebe es im Bereich der Kultur am ehesten in der Musik, sagte Bubmann bei der Tagung "Klangraum Europa", die am Samstag in Erlangen zu Ende ging. Die evangelische Kirche trage in ihrer Vielfalt eine besondere Verantwortung dafür, dass sich die verschiedenen Kulturen Europas gegenseitig wahrnähmen, unterstrich Bubmann mit Blick auf die Kirchenmusik.
Auf die Rolle der Musik und besonders der Kirchenmusik in der europäischen Geschichte hatten zuvor Fachreferenten hingewiesen. Bereits im frühen Mittelalter habe es mit der Gregorianik einen länderübergreifenden europäischen Musikstil gegeben. Auch in Barock und Romantik sei der geistige Austausch unter den Musikern Europas eine Selbstverständlichkeit gewesen, hieß es. Der Erlanger Universitätsmusikdirektor Konrad Klek erinnerte an den Genfer Psalter, der im 16. Jahrhundert zur Liedgrundlage aller Protestanten in Europa geworden sei.
"Typisch, dass Europa keine gemeinsame Hymne hinkriegt"
Hans Jürgen Luibl vom Verein "Bildung Evangelisch in Europa" widersprach anhand der Geschichte der "Europa-Hymne" der These, Europa brauche Symbole für eine gemeinsame postnationale Identität. Man habe sich bei der "Europa-Hymne", dem Schlusschor aus Beethovens neunter Symphonie, nicht einmal auf einen gemeinsamen Text einigen können: "Es ist typisch, dass Europa nicht mal eine gemeinsame Hymne hinkriegt." Es tue Europa im Gegenteil gut, dass es "in gewisser Gebrochenheit zu Hymnen steht", so der Theologe.
Der bayerische evangelische Landeskirchenmusikdirektor Michael Lochner forderte eine stärkere Öffnung der deutschen Kirchenmusik hin zu ihren europäischen Partnerländern. Unter den Kirchenmusikern gebe es bislang nur sehr sporadisch Austauschstudierende. Deutschland mit seiner besonderen Dichte an professioneller Kirchenmusik trage für auch auf europäischer Ebene eine hohe Verantwortung, sagte Lochner.