Der Besuch von Papst Franziskus im schwedischen Lund und die gemeinsame gottesdienstliche Feier mit dem Lutherischen Weltbund waren aus Sicht des Ökumene-Experten Martin Bräuer ein historisches Ereignis. Dafür gebe es zwei Gründe, sagte der Catholica-Referent des Konfessionskundlichen Instituts der evangelischen Kirche: "Zum ersten Mal feiert ein Papst am Reformationstag einen ökumenischen Gottesdienst. Und zum anderen: Gemeinsam haben der Vatikan und der Lutherische Weltbund zu diesem Gottesdienst eingeladen, und gemeinsam sind sie in der Lage, die Reformation positiv zu würdigen."
Die vor allem bei konfessionsverbindenden Paaren in Deutschland virulente Frage der gegenseitigen Zulassung zum Abendmahl sei jedoch nicht gelöst worden, "und davon war auch realistisch nicht auszugehen", fügte Bräuer hinzu: "Dennoch finde ich es bemerkenswert, dass in der gemeinsamen Erklärung das Problem benannt und die 'pastorale Notwendigkeit' betont wird, in dieser Frage zu einer Lösung zu kommen." Da in den "unterschiedlichen kulturellen Kontexten diese Frage unterschiedlich brennend" sei, bleibe zu hoffen, dass sich durch diesen Besuch die Bischöfe der betreffenden Länder ermutigt sehen, "hier kreative Lösungen zu suchen und zu finden".
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München), erklärte zum Thema Abendmahl: "Besonders schmerzlich erfahren wir die uns noch nicht geschenkte eucharistische Gemeinschaft." Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz vom Montagabend würdigte Marx die gemeinsame Erklärung zur katholisch-lutherischen Reformationsfeier, die Papst Franziskus und Bischof Munib Yunan, Präsident des Lutherischen Weltbundes, am Montag in Lund unterzeichneten, "als wichtigen Schritt". Die Selbstverpflichtung auf Einheit hin helfe auch in der Frage des gemeinsamen Abendmahls "gestärkt weiter zu gehen".
Am Reformationstag hatte das Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum begonnen. Als erster Papst erinnerte Franziskus am Montag in einem gemeinsamen Gottesdienst mit Lutheranern an den Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert. Bei seinem Besuch im schwedischen Lund rief er die Christen zur Einheit auf: "Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurden". In einer gemeinsamen Erklärung bekannten sich Katholiken und Lutheraner zur Ökumene und übernahmen Mitverantwortung für die Kirchenspaltungen der Vergangenheit.