Für viele Hurrikan-Opfer in Haiti läuft die Hilfe zu schleppend. Hungernde Menschen in mehreren Kommunen hätten Straßen blockiert und Hilfstrucks gestürmt, berichtete das Online-Portal "Haiti Libre" am Donnerstag. Unterdessen stieg die Zahl der Cholera-Toten. Allein im Süden des Landes starben 20 Menschen an der Durchfallerkrankung. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von 200 Verdachtsfällen. Einige Hilfsorganisationen in Deutschland beklagen eine geringe Spendenbereitschaft.
UN-Mitarbeiter geflohen
In der stark zerstörten Stadt Jeremy errichteten laut "Haiti Libre" wütende Menschen vor dem UN-Stützpunkt Barrikaden, stoppten Hilfskonvois und plünderten die Lieferungen. UN-Mitarbeiter flohen vor der aufgebrachten Menge. Die Menschen machen die Regierung für die fehlende Organisation bei der Verteilung von Hilfsgütern verantwortlich.
Die "Aktion Deutschland Hilft" beklagte einen zögerlichen Spendeneingang. Bisher seien rund 1,6 Millionen Euro für Haiti eingegangen, teilte das Bündnis von mehr als 20 deutschen Hilfswerken in Bonn mit. Nach dem Taifun "Haiyan" auf den Philippinen im Jahr 2013 wurden im gleichen Zeitraum über elf Millionen Euro gespendet. Die evangelische Diakonie Katastrophenhilfe zeigte sich dagegen mit dem ersten Spendeneingang für Haiti zufrieden, nannte aber noch keine Zahl.
Großteil der Ernte verloren
Infolge des Hurrikans vom 4. Oktober haben Hunderttausende Haitianer kein sauberes Trinkwasser, was die Gefahr einer Cholera-Epidemie erhöht. Nach offiziellen Zahlen kamen bei dem Wirbelsturm in der vergangenen Woche 433 Menschen ums Leben. Helfer gehen aber von etwa 1.000 Toten aus. Inzwischen sind vielerorts Lebensmittel und Medikamente eingetroffen, der Zugang zu den am stärksten verwüsteten Gebieten ist aber noch schwierig. Einige Regionen im Süden sind nur aus der Luft zu erreichen.
Die Vereinten Nationen sprachen von einer akuten Notlage für rund 1,4 Millionen Menschen. Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine Soforthilfe von 110 Millionen Euro für die kommenden drei Monate. In Haiti, dem ärmsten Land Amerikas, droht auch Hunger: In den am meisten betroffenen Regionen sind bis zu 80 Prozent der Ernte verloren. Auch die politische Stabilität ist bedroht. Die für den vergangenen Sonntag angesetzten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Weltsicherheitsrat wollte noch am Donnerstag über eine Verlängerung des Mandats der 6.000 Blauhelm-Soldaten entscheiden.