Brüssel (epd). Die mit 60.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde zum vierten Mal verliehen und erinnert an den tschechischen Bürgerrechtler und Nach-Wende-Präsidenten Vaclav Havel (1936-2011).
Nadia Murad wurde 2014 in ihrem nordirakischen Heimatdorf Kocho von Milizionären des "Islamischen Staates" (IS) gefangengenommen. Nach ihrer Schilderung musste sie mit ansehen, wie etwa 700 Dorfbewohner, darunter sechs ihrer Brüder, ermordet wurden. Wochenlang wurde sie von ihren Peinigern geschlagen und vergewaltigt.
Nach Monaten gelang die Flucht
Nach drei Monaten gelang Murad die Flucht, über ein Hilfsprogramm gelangte sie nach Deutschland. Inzwischen sei Murad eine Menschenrechtsaktivistin geworden, die das Schicksal der Jesiden prominent in das Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit gerückt habe, erklärte der Europarat.
Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland gratulierte Nadia Murad zu der Auszeichnung. Sie stehe als Gesicht und Stimme für alle durch den IS versklavten Jesidinnen und ihre Kinder, sagte ein Sprecher am Montag in Oldenburg. "Durch sie werden die an Jesidinnen begangenen Verbrechen transparent."
Der Preis sei eine Aufforderung an die Verantwortlichen dieser Welt, sich weiterhin für die Freilassung der noch immer mehr als 3.200 Menschen in IS-Gefangenschaft zu kümmern, betonte der Zentralrat. Viele Jesiden hätten noch kein festes Dach über dem Kopf. Im Irak und in vielen europäischen Lagern mangele es an fast allem.
Die 1993 geborene Jesidin Murad wurde im September zur ersten Ehren-Botschafterin der Vereinten Nationen für die Würde der Überlebenden des Menschenhandels ernannt. Zudem war sie eine der Kandidatinnen für den diesjährigen Friedensnobelpreis.