Wochenendarbeitszeiten und Rufbereitschaften: Immer mehr arbeiten fremdbestimmt

Wochenendarbeitszeiten und Rufbereitschaften: Immer mehr arbeiten fremdbestimmt
Viele Beschäftigte müssen mit Arbeitszeiten außerhalb der Regelarbeitszeit flexibel auf Anforderungen des Unternehmens reagieren.

Dortmund (epd). Wochenendarbeitszeiten, Rufbereitschaften, Erreichbarkeit in der Freizeit oder kurzfristige Änderungen vereinbarter Arbeitszeiten seien für viele Beschäftigte Realität, lautet ein zentraler Befund des Arbeitszeitreports 2016, wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) am Montag in Dortmund mitteilte. Die Einrichtung im Bereich des Bundesarbeitsministeriums befragte nach eigenen Angaben 20.000 Beschäftigte in Deutschland. Der DGB kritisierte einen "verfestigten Trend" zu fremdbestimmten Arbeitszeiten und hoher Arbeitsverdichtung.

Arbeiten auf Abruf

Zwar geben in der repräsentativen Befragung immerhin 80 Prozent der Beschäftigten an, in der Regel wochentags zwischen 7 und 19 Uhr zu arbeiten. Allerdings berichten 43 Prozent, mindestens einmal im Monat auch am Wochenende zu arbeiten. Über regelmäßige Rufbereitschaft sind acht Prozent auch außerhalb ihrer Arbeitszeit an ihre Arbeit gebunden. 22 Prozent geben zudem an, dass ihr Arbeitsumfeld erwartet, dass sie im Privatleben für dienstliche Belange erreichbar sind.

Zwölf Prozent der Beschäftigten werden nach den Angaben häufig außerhalb der Arbeitszeit wegen dienstlicher Angelegenheiten kontaktiert. Weitere 23 Prozent geben an, dass sie manchmal kontaktiert werden. Führungskräfte sind häufiger betroffen als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung, aber auch viele Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten werden außerhalb ihrer Arbeitszeit angerufen.

Etwa vier von zehn Beschäftigten haben selber großen Einfluss darauf, wann sie mit ihrer Arbeit beginnen und sie beenden (38 Prozent) oder wann sie ein paar Stunden freinehmen (44 Prozent). Allerdings erlebe mehr als jeder siebte Beschäftigte häufig und jeder vierte Beschäftigte manchmal kurzfristige Änderungen der Arbeitszeit aufgrund betrieblicher Belange. Etwa sieben Prozent der Befragten arbeiten auf Abruf.

DGB fordert Verbot

Beschäftigte mit hohen betrieblichen Flexibilitätsanforderungen schätzten ihr gesundheitliches Befinden tendenziell schlechter ein und seien unzufriedener mit ihrer Work-Life-Balance als andere Beschäftigte, erklärte die Baua zu der Umfrage. Umgekehrt zeige sich, dass sich Einflussmöglichkeiten der Beschäftigten auf die Arbeitszeitgestaltung positiv auf die Gesundheit und die Balance von Freizeit und Arbeit auswirkten.

Der DGB kritisierte, dass ohne eine ausreichende Planbarkeit der Arbeitszeiten eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht gelingen könne. Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach forderte zudem ein Verbot von "Arbeit auf Abruf". Auch die arbeitsbedingte Erreichbarkeit außerhalb der vereinbarten Arbeitszeit müsse deutlich eingeschränkt werden, um Erholung, Ruhezeiten und Pausen ausreichend sicherzustellen.