Menschenrechtler: Chicken Nuggets mit Sklavenarbeit produziert

Menschenrechtler: Chicken Nuggets mit Sklavenarbeit produziert
Mehrere deutsche Supermärkte verkaufen nach Angaben der Christlichen Initiative Romero Hühnchenteile aus Fleisch, das in Brasilien unter sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen produziert wird.

Münster/Berlin (epd). Betroffen seien vor allem als Eigenmarken vertriebene Produkte von Edeka, Rewe, Lidl und Aldi, erklärte die Organisation am Mittwoch unter Berufung auf aktuelle Recherchen. Aldi Nord wies die Vorwürfe zurück. Für die Produkte der Eigenmarke werde nur deutsches Fleisch verwendet. Nach dem Bericht der Initiative ist in der Geflügelmast und in den Schlachtfabriken Brasiliens ein Akkordmarathon von täglich bis zu 17 Stunden Alltag, die Löhne lägen weit unter der Existenzsicherung.

Die Wanderarbeiter, die in den Zuchtbetrieben arbeiten, würden in die Schuldknechtschaft getrieben, hieß es. In Brasilien werden laut der Initiative jährlich sechs Milliarden Hühnchen geschlachtet, die Tendenz sei steigend. Damit sei das Land zum größten Geflügelexporteur der Welt aufgestiegen und habe die USA und China überholt. Für die günstigen Chicken Nuggets der Supermärkte sei selbst das Geflügelfleisch aus europäischer Massentierhaltung zu teuer, erklärte die Initiative.

Supermärkte kaufen offenbar Ware aus Brasilien zu

Um die Preiserwartungen der Supermärkte und Discounter erfüllen zu können, kauften die produzierenden Betriebe PHW und Stolle deshalb Ware aus Brasilien hinzu. "Dieser Skandal hat System: Auf der Suche nach dem billigsten Lieferanten scheuen Supermärkte und Discounter nicht davor zurück, Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen in der Produktion in Kauf zu nehmen", erklärt Romero-Referentin Sandra Dusch Silva.

Am höchsten ist der Preisdruck den Angaben zufolge bei Eigenmarken. Nach den Discountern setzten auch Supermärkte verstärkt auf Produkte aus eigenem Haus. Durch ihre Größe und Marktmacht könnten die Ketten den produzierenden Unternehmen die Lieferbedingungen bis hin zu den Preisen diktieren, erklärte die Initiative. Sie berief sich auf eine Studie des brasilianischen Journalistennetzwerks Repórter do Brasil, die im Rahmen einer internationalen Kampagne mit dem Titel "Supply Change" entstanden sei.

Aldi Nord weist Vorwürfe zurück

Aldi Nord nannte die Vorwürfe der Initiative Romero nicht nachvollziehbar. "Wir setzen für unser Produkt 'Hähnchen Chicken Chips' der Eigenmarke 'Jack's Farm' ausschließlich QS-zertifiziertes Geflügelfleisch aus Deutschland ein", erklärte ein Sprecher des Essener Unternehmens. Für dieses Produkt sei Deutschland das Land der Aufzucht wie auch der Ort der Schlachtung, der Zerlegung und der Weiterverarbeitung. Verbraucher könnten die Herkunft der Fleischartikel selbst über den Aldi-Transparenz-Code (transparenz.aldi-nord.de) überprüfen. Die Beteiligung am QS-System bedeute, dass die Qualität des Produkts und alle Stufen des Herstellungsprozesses rückverfolgbar und ausführlich kontrolliert worden seien.

Aldi Süd erklärte in Mülheim an der Ruhr, die Vorwürfe der Christlichen Initiative Romero müssten zunächst geprüft werden, erst danach wolle sich das Unternehmen äußern. Die anderen Discount-Ketten reagierten auf Anfrage zunächst nicht auf den Bericht.