Berlin (epd). Vegetarische Bratwürste, Frikadellen und Schnitzel erfüllen offenbar nicht immer den Wunsch der Verbraucher nach einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Test von 20 der meistverkauften sogenannten Fleischersatzprodukte durch die Stiftung Warentest, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Einige Produkte seien eine gute Alternative zur fleischhaltigen Konkurrenz. Das Testergebnis insgesamt sei aber durchwachsen, sagte der stellvertretende Chefredakteur von "test", Werner Hinzpeter.
So enthielten sechs von 20 Fleischersatzprodukten hohe Mengen an kritischen Mineralölbestandteilen. Auch bei der Herkunft der verarbeiteten Produkte wie Hühnereier und Soja gebe es noch Luft nach oben, etwa wenn es darum gehe, ökologisch nachhaltigere Produkte einzusetzen, hieß es.
Vegetarische Schnitzel, Bratwürste und Frikadellen im Test
Sechs Produkte - je zwei Schnitzel, Bratwürste und Frikadellen - hätten sich als gute Alternative zu ihren Vorbildern mit Fleisch erwiesen. Der Testsieger bei den vegetarischen Schnitzeln schaffte sogar ein "Sehr gut" in der sensorischen Beurteilung. Geprüft wurden neben Schad-, Nähr- und Zusatzstoffen auch Geruch, Geschmack und Beschaffenheit.
In dem mit "mangelhaft" bewerteten vegetarischen Schnitzel einer bekannten Marke waren es mehr als 400 Milligramm Mineralölbestandteile pro Kilogramm. Dieser Gehalt gehöre zu den höchsten, die die Tester je in Lebensmitteln nachgewiesen haben, hieß es.
Die Europäische Lebensmittelbehörde Efsa stufe diese Mineralölbestandteile, die etwa aus Verarbeitungshilfsstoffen in der Produktion stammen, als "potenziell besorgniserregend" für die Gesundheit ein, sagte der Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest, Holger Brackemann. Er forderte die Bundesregierung auf, endlich den Gehalt von Mineralölen in Lebensmitteln und deren Verpackungen zu begrenzen. Eine entsprechende Verordnung sei seit Jahren in Arbeit.
Manche Produkte sind schwer zu kauen oder zu salzig
Einige Veggie-Varianten hätten zudem trocken geschmeckt, waren schwer zu kauen oder so salzig, dass sie durstig machen, hieß es. Neun Produkte schnitten in der sensorischen Beurteilung nur befriedigend oder ausreichend ab. Das Fazit der Tester: Bei vielen der getesteten Produkte sind die Rezepturen noch verbesserungswürdig.
Die Industrie reagiere auf den Trend zu immer weniger Fleisch auf dem Teller, betonte Hinzpeter. "Fleischersatzprodukte sind einer der heißesten Trends im Lebensmittelhandel." Der Jahresumsatz stieg den Angaben zufolge 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 31,5 Prozent auf insgesamt mehr als 310 Millionen Euro. "Auf vielen Packungen stehen Marken- und Produktnamen bekannter Fleischverarbeiter wie Rügenwalder Mühle, Meica Bratmaxe, Wiesenhof Bruzzler", betonte Hinzpeter.
Lust auf Neues
Laut einer "test"-Online-Befragung von mehr als 3.600 Verbrauchern entscheiden sich zwei Drittel (66 Prozent) aus moralisch-ethischen Gründen für den Kauf eines Fleischersatzproduktes. 17 Prozent gaben an, sie wollten sich gesund ernähren und ebenso viele wollten etwas Neues ausprobieren. Zudem wünscht sich ein gutes Drittel (37 Prozent) möglichst fleischähnlichen Fleischersatz. 16 Prozent wollen ausdrücklich keine Ähnlichkeit. Knapp der Hälfte (47 Prozent) ist es egal: "Sie erwartet keinen speziellen Geschmack", sagte Hinzpeter.