Frankfurt a.M. (epd). epd: Frau Bröder, Sie sind seit etwas mehr als einem halben Jahr Miss Germany. In der Öffentlichkeit stehen Sie fest zu Ihrem christlichen Glauben - welche Reaktionen bekommen Sie darauf in der Model-Glitzerwelt?
Lena Bröder: Die Resonanz ist sehr positiv. Viele Menschen interessieren sich für meinen Glauben, viele fragen nach. Damit habe ich gar nicht gerechnet - denn der Glaube ist für mich etwas Stinknormales. Das ist einfach Alltag. Durch den Miss-Titel kann ich nun Werbung für die Kirche und den Glauben machen. Ich kann zeigen, dass Glaube nichts Altes, Verstaubtes ist. Klar, ich lebe in zwei verschiedenen Welten, aber ich sehe darin keinen Widerspruch. Die Schönheit eines Menschen hat nicht nur mit dem Äußerlichen zu tun. Und auch in der Bibel ist ja immer wieder von Schönheit die Rede, zum Beispiel von der Schönheit der Schöpfung. Negative Reaktionen auf meinen Glauben habe ich kaum bekommen. In den sozialen Medien gab es einige negative Kommentare. Ich reagiere darauf nicht. Schade, dass sich manche Leute dort so etwas herausnehmen, obwohl sie mich doch gar nicht persönlich kennen. Ich gehe mit meinem Glauben so um wie in meinem Religionsunterricht: Ich kann und will niemanden bekehren. Aber ich kann meinen Weg zeigen.
epd: Im Sommer haben Sie Papst Franziskus getroffen. Was bedeutet diese Begegnung im Rückblick für Sie?
Bröder: Das war eine große Ehre für mich. Als ich vor ihm stand, ging alles ganz schnell. Ich habe ein Selfie mit ihm gemacht. Er war ganz locker, wirklich cool. Der Papst ist ein Vorbild für mich. Er ist weltoffen - das hatte der katholischen Kirche in den vergangenen Jahren ja ein bisschen gefehlt.
epd: Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie vor Ihrer Abitur-Nachprüfung in Biologie vor einigen Jahren ganz besonders intensiv gebetet haben. Welche Rolle spielt das Beten für Sie im Alltag?
Bröder: Ich bete in Situationen, in denen ich spüre, dass es gefährlich werden könnte. Ich muss im Moment sehr oft mit dem Auto reisen, seit März bin ich 30.000 Kilometer gefahren. Mehrfach habe ich schwere Unfälle gesehen. Ich bete, dass ich heil ans Ziel komme. Es gibt viele Situationen, in denen man das eigene Leben nicht in der Hand hat. Besonders stark merke ich das, wenn ich ins Flugzeug steige. Viele machen sich darüber sicher keine Gedanken, aber mir ist das immer bewusst. Beten gibt mir in solchen Momenten Vertrauen. Meine Oma hat immer gesagt: An dem Tag, an dem du kommst, ist der Tag bestimmt, an dem du gehst. Aktuell komme ich zwar nicht dazu, regelmäßig zu Gottesdiensten zu gehen. Dafür habe ich einfach zu viele Termine am Wochenende. Ich gehe aber öfter in eine Kirche, bete dort und zünde eine Kerze an. Ich empfinde dadurch Sicherheit.