Düsseldorf (epd). Der Salafistenprediger Sven Lau muss sich seit Dienstag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 35-jährigen zum Islam konvertierten Lau die Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung in Syrien vor. Er soll als Bindeglied zu der IS-nahen Organisation "Jaish al-muhajirin wa-l-ansar" (Jamwa) fungiert haben. (AZ: OLG Düsseldorf, III - 5 StS 1/16)
Nach der Verlesung der Anklageschrift am Dienstag soll der Prozess am 13. September fortgesetzt werden. Der ursprünglich für Mittwoch geplante nächste Prozesstag wurde abgesagt, weil Lau keine Angaben zu seiner Person machen und auch im weiteren Verlauf des Prozesses nicht aussagen will.
Bundesanwaltschaft: Lau "Anlaufstelle für Kampf- und Einsatzwillige"
Die Bundesanwaltschaft nannte Lau "eine bestimmende und richtungsweisende Persönlichkeit der Salafisten" in Deutschland. Er habe "eine hohe suggestive Wirkung auf junge Muslime" ausgeübt und sei eine "Anlaufstelle für Kampf- und Einsatzwillige" gewesen. In der Zeit von Juli bis November 2013 soll Lau laut Anklage zwei in Deutschland lebende Männer für den bewaffneten Kampf in Syrien angeworben und selbst Bargeld sowie Nachtsichtgeräte in das Bürgerkriegsland gebracht haben. Sollte er schuldig gesprochen werden, droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren.
Lau, der im streng gesicherten Verhandlungssaal durch eine Panzerglasscheibe von seinen Anwälten getrennt war, verfolgte die Verlesung der Anklageschrift ohne äußerliche Regung. Auch Blickkontakt zu seinen etwa 25 Sympathisanten, die ins Gericht gekommen waren, vermied er. Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber hat Folgetermine zunächst bis zum 18. Januar festgesetzt.
Für extremistische Organisationen aktiv
Lau war am 15. Dezember in Mönchengladbach festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Als Prediger hatte der aus einem katholischen Elternhaus stammende Konvertit bis 2011 mit seinem Netzwerk "Einladung zum Paradies" junge Menschen in Mönchengladbach für den extremistischen Salafismus angeworben. Zudem war er für verschiedene extremistische Organisationen deutschlandweit aktiv, darunter das Koran-Verteil-Netzwerk "Lies!"
Im Jahr 2014 sorgte Lau bundesweit für Empörung, als er mit anderen Männern in Wuppertal als "Scharia Polizei" auftrat. Die Beteiligten müssen sich noch wegen Verstoßes gegen das Uniformierungsverbot vor dem Landgericht Wuppertal verantworten.