Hessische Kirchen stehen hinter Merkels Flüchtlingskurs

Hessische Kirchen stehen hinter Merkels Flüchtlingskurs
Die beiden evangelischen Landeskirchen und das Diakonische Werk in Hessen stehen auch ein Jahr nach der Grenzöffnung für Flüchtlinge hinter der Aussage "Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Deren Ausspruch sei von der evangelischen Kirche nie als "Durchhalteparole, sondern aus einer tiefen Überzeugung heraus als Handlungsimpuls an alle verstanden worden", erklärte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung am Dienstag in Darmstadt. In der Folge hätten Kirche und Diakonie aus dem "Wir schaffen das" ein "Wir sind dabei!" gemacht.

Der kurhessische Bischof Martin Hein sprach von einem "überwältigen Engagement für Menschen in Not, das aus dem christlichen Glauben erwächst". Die Aufgabe sei jedoch längst nicht beendet. Jetzt gehe es darum, die Geflüchteten in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Horst Rühl, sagte, es sei beeindruckend, wie sich in den zurückliegenden Monaten Kirchenmitglieder für Notleidende eingesetzt und "damit auch ein klares Bekenntnis gegen jegliche Ausgrenzung und Stimmungsmache" gesetzt hätten.

Insgesamt engagieren sich nach den Angaben der beiden Landeskirchen rund 13.000 Ehrenamtliche in mehr als 1.100 Kirchengemeinden in der Flüchtlingshilfe. Die Diakonie Hessen bringe sich mit 36 hauptamtlichen Koordinatorinnen und Koordinatoren in die Arbeit ein und sei an 19 Standorten mit einem unabhängigen Beratungsangebot präsent. Hinzu kämen weitere neun Stellen in der unabhängigen Verfahrensberatung in den Erstaufnahmeeinrichtungen, die laut Rühl weiter ausgebaut werden soll. Mittelfristig wollten beide Kirchen und die Diakonie 39 Millionen Euro zusätzlich in die Flüchtlingshilfe stecken.



Der Diakonievorsitzende kritisierte erneut, "dass viele syrische Flüchtlinge nur noch einen nachgeordneten Schutzstatus erhalten und damit der Nachzug ihrer Familien für zwei Jahre ausgesetzt ist". Zudem bemängelte er die lange Bearbeitungsdauer der Anträge auf Familienzusammenführung bei den deutschen Botschaften. Der Grundsatz der Einheit der Familie und das Recht auf Familiennachzug hätten für Diakonie und Kirche eine herausragende Bedeutung, sagte Rühl. "Umso mehr besorgt es uns, dass dieses Recht zunehmend ausgehöhlt wird."

Mit Blick auf das zuletzt in Nordrhein-Westfalen diskutierte Thema Kirchenasyl lobte Kirchenpräsident Jung die Position der hessischen und rheinland-pfälzischen Regierungen: "Kirchenasyl ist kein verbrieftes Recht, sondern eine allerletzte Maßnahme, den Einzelfall nochmals zu prüfen. Ich bin dankbar dafür, dass die Landesregierungen die Regelung in unseren Kirchengebieten respektvoll und sensibel begleiten."